PINK FLOYD – „The Final Cut“ & „A Momentary Lapse of Reason“ Vinyl-ReIssue

PINK FLOYD: Pink Floyd Records veröffentlichen „The Final Cut“ und „A Momentary Lapse of Reason“ erneut auf Vinyl! | VÖ: 20.01.2017

Die Wiederveröffentlichung des PINK FLOYD-Katalogs auf Vinyl geht in die (wahrscheinlich) letzte Runde mit „The Final Cut“ und „A Momentary Lapse of Reason“. Nach den ersten Wiederveröffentlichungen „The Piper At The Gates Of Dawn“, „A Saucerful Of Secrets“, „More“ und „Ummagumma“ (Kritik hier…), der zweiten Welle mit „Atom Heart Mother“, „Meddle“ und „Obscured By Clouds“ (Kritik hier…) und „Animals“ (Kritik hier…) jetzt also Album Nr. 12 und 13 von PINK FLOYD.

PINK FLOYD – „The Final Cut“ (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)

And then there were three – Part 1: Bereits nach dem Ende der Aufnahmen zu „The Wall“ und der dazugehörigen Konzerte verließ Keyboarder Richard „Rick“ Wright aus widersprüchlichen Gründen die Band. Laut Roger Waters soll er entweder ausgebrannt gewesen sein oder Drogenprobleme gehabt haben – da widersprechen sich die Angaben. Wright selbst meinte allerdings: „Roger und ich kamen einfach nicht mehr miteinander zurecht. Egal was ich machte, er war dagegen. Es war für mich unmöglich, mit ihm zu arbeiten.“, so jedenfalls schreibt es Nicholas Schaffner in seinem Buch „Pink Floyd. Vom Underground zur Supergroup“ (Heyne, München 1994).

PINK FLOYD waren Anfang der 80er Jahre plötzlich zu dritt und begannen 1982 mit den Aufnahmen zu „The Final Cut“. Doch so ganz richtig ist dies auch nicht. Wenn man es genau nimmt ist das Album das erste Solo-Album Roger Waters, dafür sprechen viele Faktoren:
1. Das Album heißt offiziell „The Final Cut – A Requiem for the Post War Dream by Roger Waters – performed by Pink Floyd.“
2. Wie der Titel schon sagt, wurden alle Songs ausnahmslos von Roger Waters geschrieben. Es ist das einzige PINK FLOYD Album bei dem Waters bei jedem Song als alleiniger Autor der Musik und der Texte geführt wird.
3. Die beiden verbliebenen PINK FLOYD Nick Mason und David Gilmour wurden lediglich zum Einspielen ihrer Parts ins Studio gebeten und wurden damit zu reinen Studiomusikern degradiert.
4. Die Platte trägt die Widmung „For Eric Fletcher Waters 1913-1944“, dem Vater von Roger Waters.

Musikalisch und auch inhaltlich ist „The Final Cut“ die Fortführung von „The Wall“ auf der einen Seite und eine Abrechnung mit dem Thatcherismus und dem Falklandkrieg 1982, den Waters ablehnte, auf der anderen Seite. Einige der Songs des Albums sind schon für „The Wall“ entstanden bzw. sollten auf einem Soundtrack zum „The Wall“ Film unter dem Titel „Spare Bricks“ veröffentlicht werden, wurden aber von der Band bzw. von David Gilmour als zu schwach empfunden. Und hier wird schon klar, wohin das Ganze führen sollte und musste. Ein Konflikt, der zwischen Roger Waters und David Gilmour schon zu „The Wall“ Zeiten schwelte, jetzt mehr und mehr offener zu Tage trat und schließlich zum endgültigen Bruch führte. 1985 erklärte Waters seinen Ausstieg und damit das Ende von PINK FLOYD, aber dazu gleich mehr.

„The Final Cut“ erschien am 21. März 1983 das erste Mal und fiel sowohl bei den Kritikern als auch bei den Fans durch, die das ganze Album als zu schwach ansahen. Doch man tut dem Album unrecht, denn eigentlich sollte man es im Zusammenhang mit „The Wall“ betrachten und vor allen Dingen auch hören. Wenn man so will, ist es der zweite Teil einer Trilogie, die mit „The Wall“ begann und mit dem Solo-Album von Roger Waters „The Pros and Cons of Hitchhiking“ seinen Abschluss fand. Denn dann macht das Werk wirklich Sinn und bietet vor allem viele autobiografische Züge Roger Waters‘.

Zuletzt ist „The Final Cut“ 1990 auf Vinyl erschienen. Doch in dieser Form erscheint es erstmalig, denn es beinhaltet mit „When the Tigers broke free“ jenen Song, der erst 2004 mit auf den CD-Versionen des Albums zu haben war. Einen Song, der ursprünglich im „The Wall“ Film zu hören, und auch ursprünglich erst für „The Final Cut“ vorgesehen war. Für das jetzige ReIssue wurde auf die remasterten Songs der Original Analog Tapes von 1982/1983 zurückgegriffen.

PINK FLOYD – „A Momentary Lapse of Reason“ (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)

And then there were three – Part 2: Doch erst einmal war man zu zweit: Wie bereits gesagt, wurden PINK FLOYD nach Roger Waters Ausstieg von ihm offiziell als aufgelöst betrachtet. Es kam zu einer juristischen Auseinandersetzung, in deren Verlauf sich Nick Mason und David Gilmour die Rechte an dem Namen zurück erstritten. Zu zweit führten sie PINK FLOYD in eine neue Ära. Bereits 1987 erschien das erste Album unter dem Titel „A Momentary Lapse of Reason“. Nur an zwei Songs war Rick Wright beteiligt, zum einen an „Sorrow“, wo auch sein Gesang im Hintergrund zu hören ist, zum anderen brachte er auf „On the turning away“ ein Keyboard-Solo ein, was aber von Gilmour wieder gestrichen wurde. Offiziell wurde er zu dem Zeitpunkt als Studiomusiker geführt, wird aber nachträglich wieder als vollwertiges Bandmitglied vermerkt.

Musikalisch ging man wieder zurück zu flächigen, sphärischen Sounds, doch textlich mag „A Momentary Lapse of Reason“ überhaupt nicht überzeugen. Ein Kritikpunkt, der sich durch die weitere Schaffensphase des Trios ziehen sollte. Schnell wurde klar, dass PINK FLOYD ohne den kreativen Input von Roger Waters nicht mehr die PINK FLOYD sein würden, die alle in den 60ern und 70ern so sehr zu schätzen und lieben gelernt haben.

„A Momentary Lapse of Reason“ erschien das erste Mal am 7. September 1987 und zum letzten Mal 1989 auf Vinyl. Es war komischerweise nicht so erfolgreich wie sein Vorgänger, obwohl die Kritik gnädiger ausfiel als zu „The Final Cut“. In Deutschland kam es nur auf Platz 2, in den USA und England sogar nur auf Platz 3, während „The Final Cut“ hierzulande und auf der britischen Insel Platz 1 erreichte. Auch für dieses ReIssue wurde auf die remasterten Songs der Original Analog Tapes von 1987 zurückgegriffen.

Und damit sind wir anscheinend am Ende der ReIssue Reihe von PINK FLOYD. Bislang ist jedenfalls nichts davon zu hören, dass auch die Compilation „Relics“ sowie die beiden Live-Alben noch mal wieder veröffentlicht werden.

www.pinkfloyd.com