PINK FLOYD – „The Piper At The Gates Of Dawn“, „A Saucerful Of Secrets“, „More“ und „Ummagumma“ Vinyl-Re-Issue

Der vollständige PINK FLOYD-Katalog wird zum ersten Mal seit über zwei Jahrzehnten auf Vinyl erhältlich sein | VÖs: 03.06.16

Wow, das nenne ich fett. Seit über zwei Jahrzehnten werden alle PINK FLOYD Alben endlich wieder offiziell auf Vinyl zu haben sein. Den Anfang machen „The Piper At The Gates Of Dawn“, „A Saucerful Of Secrets“, der Soundtrack zum Film „More“ und das Doppelalbum „Ummagumma“. Alle weiteren Alben werden im Laufe des Jahres reproduziert und die Veröffentlichungsdaten regelmäßig angekündigt.

Allein diese Meldung lässt das Herz eines jeden PINK FLOYD Fans höher schlagen. Die Platten selbst in den Händen zu halten ist dann noch mal das i-Tüpfelchen bzw. das Sahnehäubchen obendrauf. Dickes 180g-Vinyl im Original-Cover. Was will man mehr. Doch der Reihe nach.

Gegründet wurden PINK FLOYD Mitte der 60er Jahre von den (Schul-)Freunden Syd Barrett und Roger Waters und ihren späteren Studien-Kollegen Nick Mason und Rick Wright. Anfänglich hieß die Band Sigma 6, später dann The Tea-Set. Syd Barrett gab der Band erstmalig den Namen The Pink Floyd Sound, abgeleitet von den Vornamen seiner beiden Lieblings-Bluesmusiker Pink Anderson und Floyd Council. Der Name wurde dann auf The Pink Floyd und 1968 schließlich zu PINK FLOYD verkürzt. 1966 begann ihr kometenhafter Aufstieg, der nicht nur in zahlreichen grandiosen Alben gipfelte, sondern auch einige personelle Veränderungen mit sich brachte. Doch dazu später mehr.

PINK FLOYD - "The Piper At The Gates Of Dawn" (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)
PINK FLOYD – „The Piper At The Gates Of Dawn“ (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)

Nach zwei vor allem in Undergroundkreisen sehr erfolgreichen Singles („Arnold Layne“ und „See Emily Play“, beide 1967) erschien das Debüt-Album „The Piper At The Gates Of Dawn“ am 5. August 1967. Laut Wikipedia bezieht sich der Titel des Albums „auf den 1908 von Kenneth Grahame veröffentlichten englischen Kinderbuchklassiker ‚Der Wind in den Weiden‘, dessen siebtes Kapitel die Überschrift ‚The Piper at the Gates of Dawn‘ (Der Pfeifer an den Toren der Morgendämmerung) trägt.“ (Wikipedia)

Es ist das einzige Album, das komplett unter der Regie von Syd Barrett entstand. Bereits zu dieser Zeit war Barrett schon schwer drogensüchtig, vor allem von LSD. Eine Droge, die ihn Zeit seines Lebens verfolgen sollte – hauptsächlich in psychischer Natur. Wie so häufig lagen auch hier Genie und Wahnsinn eng beieinander und der „Wahnsinn“ sollte schnell überhand nehmen und Barrett der Band entfremden. Am nachfolgenden Album „A Saucerful Of Secrets“ war Barrett zwar noch beteiligt, doch den Großteil seiner Arbeit war durch den inzwischen zur Band gestoßenen befreundeten David Gilmour als zusätzlichen Gitarristen und Sänger übernommen worden. 1968 trennten sich PINK FLOYD von Syd Barrett, der aufgrund seiner durch seinen übermäßigen Drogenkonsum zunehmenden starken psychischen Probleme fast komplett von Bildfläche verschwand. Gerüchte wurden sogar laut, dass er an einer Überdosis gestorben sei. Ein Gerücht, dass sich hartnäckig bis in die 2000er hielt. Doch erst 2006 verstarb Barrett, vermutlich an Krebs, da gibt es widersprüchliche Angaben.

„The Piper At The Gates Of Dawn“ enthält den wohl unter vielen PINK FLOYD Fans besten Psychedelic Track überhaupt – „Interstellar Overdrive“. Aber auch viele deutsche Fernseh-Zuschauer werden einen Song besonders in Erinnerung haben, auch wenn die meisten davon ihn nicht mit dem Namen PINK FLOYD verbinden würden: Das Intro von „Astronomy Domine“, dem Opener des Albums, war mehrere Jahre Titelmelodie der TV-Sendung „ARD-Brennpunkt“. Bis heute wird eine Variation des Originals verwendet.

Die letzte offizielle Veröffentlichung von „The Piper At The Gates Of Dawn“ auf Vinyl erschien in den 80er Jahren. Die jetzige Wiederveröffentlichung bietet die elf Tracks des 67er UK-Release im Stereo-Mix. Die damalige US-Version beinhaltete nur acht Songs des Original-Albums sowie die Single „See Emily Play“.

PINK FLOYD - "The Piper At The Gates Of Dawn" (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)
PINK FLOYD – „A Saucerful Of Secrets“ (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)

Wie schon gesagt, bestand PINK FLOYD zum Beginn des Jahres 1968 aus fünf Mitgliedern. David Gilmour sollte Syd Barrett bei Live-Auftritten zunächst nur unterstützen, ersetzte ihn aber schließlich ab Mitte des Jahres ganz. So ist „A Saucerful Of Secrets“ das einzige Album, das unter der Mitwirkung aller fünf entstand, doch nur auf dem Stück „Set the Controls for the Heart of the Sun“ sind auch alle fünf zusammen zu hören. An zwei weiteren Songs war Syd Barrett ebenfalls noch beteiligt, an „Remember a Day“ und „Jugband Blues“, letzteres wurde auch komplett von Barrett geschrieben.

„A Saucerful Of Secrets“ erschien im Juni (UK) bzw. Juli (USA) 1968. Es war nicht so erfolgreich wie sein Vorgänger und erreichte nur in England überhaupt die Charts. Dort kam es immerhin noch auf Platz 9, doch die wirklich großen und erfolgreichen Alben sollten ja erst in den 70er Jahren folgen. Das Album selbst erschien ebenfalls in den 80ern zum letzten Mal offiziell auf Vinyl.

Mit dem „Ausscheiden“ von Syd Barrett aus der Band begann die wirklich große Zeit von PINK FLOYD in dem wohl von den meisten Leuten verehrten Line-Up: Schlagzeug: Nick Mason – Gesang, Bass: Roger Waters – Gesang, Keyboard: Richard Wright – Gesang, Gitarre: David Gilmour. Es sollte die produktivste, beste und erfolgreichste Ära der Band werden, die bis zum Ausstieg von Roger Waters 1985 hielt.

Doch der Anfang als Quartett gestaltete sich noch etwas schwierig. Zwar wurden PINK FLOYD schon in den End-60ern immer populärer, doch die nächsten beiden Alben, der Soundtrack zum Film „More“ und das Doppelalbum „Ummagumma“, waren noch nicht so erfolgreich wie die späteren Alben.

PINK FLOYD - "More" (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)
PINK FLOYD – „More“ (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)

Bei „More“ lag dies nahe, handelt es sich doch um eine Art „Auftragsarbeit“: Der Soundtrack zum Film „More – mehr – immer mehr“ von Barbet Schroeder. Durch ihre Auftritte vor allem im Londoner UFO-Club, wurde das Interesse von Filmregisseuren an ihrer Musik geweckt. Neben „More“ – der vollständige Titel des Albums lautete „Music From the Film More“ – steuerten PINK FLOYD noch zu zwei weiteren Filmen Musik bei: „Zabriskie Point“ des italienischen Regisseurs Michelangelo Antonioni (1970) sowie „La Vallée“, ebenfalls von Barbet Schroeder (1972). Beide Soundtracks wurden ebenfalls veröffentlicht, letzterer als siebtes Album der Band unter dem Titel „Obscured by Clouds“, während „Zabriskie Point“ nicht als offizielles Album sondern nur als Soundtrack der Band gelistet ist.

„More“ erschien zum ersten Mal am 27. Juni 1969 und sollte wie die beiden Alben zuvor das letzte Mal in den 80ern Jahre auf Vinyl erscheinen. Wie „A Saucerful Of Secrets“ schaffte es das Album in England auf Platz 9 der Charts, konnte aber sonst keine nennenswerten Chartplatzierungen aufweisen.

PINK FLOYD - "Ummagumma" (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)
PINK FLOYD – „Ummagumma“ (Pink Floyd Records / Warner Music Entertainment)

Das sollte bei „Ummagumma“ aber schon anders sein: in England kam das Doppel-Album auf Platz 5, in den USA noch gerade auf Platz 74 und in Deutschland erreichte es immerhin Platz 25. Was schon als sehr erstaunlich gewertet werden kann, handelt es sich doch bei „Ummagumma“ um eine Art Misch-Album aus Live- und Studio-Aufnahmen. Vinyl Nr. 1 des Doppel-Albums ist ein reiner Live-Teil bestehend aus vier Aufnahmen, die im College of Commerce (Manchester) und im Mother’s Club (Cambridge) aufgenommen wurden. Er sollte bis 1988 die einzige offizielle Liveaufnahme von PINK FLOYD sein. Im Studioteil auf Vinyl Nr. 2 wurde jedem Bandmitglied eine halbe LP-Seite eingeräumt, die es mit eigenen Kompositionen und zumeist ohne die Mitwirkung der anderen füllte. Gerade die Studio-Seite machte das Album sehr speziell, da es eine sehr experimentelle Seite der vier zeigte und sich nur bei näherer Betrachtung in das Œuvre einfügt. Wenn man es genau nimmt, hat die Band auf „Ummagumma“ schon einmal mit Sounds und Samples geübt und diese Technik auf den kommenden Alben verfeinert.

„Ummagumma“ erschien nur kurz nach „More“ am 25. Oktober 1969, die letzte offizielle Komplett-Veröffentlichung auf Vinyl gab es ebenfalls in den 80er Jahren. Der so genannte „Studio-Teil“ wurde als Einzel-(Picture-)LP im Jahr 1999 noch mal in die Läden gebracht. Als kleines Trivia noch am Rande: „Ummagumma“ ist ein Slangwort aus Cambridge für Geschlechtsverkehr.

Pink Floyd – Careful With That Axe, Eugene:

Dieses erste Bundle an vier LPs lässt einen schon jetzt auf die nächsten Schub freuen. Zwar bleiben ein paar Fragen offen, vorrangig die Frage: Wird es nur eine Wiederveröffentlichung der 15 offiziell geführten Studio-LPs geben? Oder werden auch die drei Live-Alben, sowie der „Zabriskie Point“ Soundtrack und das als Compilation geführte „Relics“ wieder zu haben sein? Die Antworten hierauf werden erst die nächsten Monate bringen, sollen doch alle LPs noch innerhalb diesen Jahres neu in den Plattenläden stehen.

Ein kleines Manko hat die ganze Geschichte noch: Leider enthalten die Re-Issues nicht wie sonst üblich Download-Codes. Wahre PINK FLOYD Fans werden dies verschmerzen können, haben diese ihre PINK FLOYD Schätze entweder schon komplett digitalisiert oder sie zumindest doppelt auf CD. Für PINK FLOYD Neueinsteiger – auch die wird es mit Sicherheit geben – ist dies natürlich ärgerlich.

Trotzdem: Große Musik von einer noch großartigeren Band, die endlich wieder komplett auf Vinyl zu haben sein wird. Was will man mehr.

www.pinkfloyd.com

Photocredit: (c) Storm Thorgerson & Pink Floyd Music Ltd.