Robben Ford - A Day In Nashville

Robben Ford – A Day In Nashville

Robben Fords neuestes Werk „A Day In Nashville“ kann aus mehreren Gründen getrost als „Old School“ bezeichnet werden. Der talentierte Bluessänger und -gitarrist nahm das komplette Album in nur einem Tag auf – heutzutage eine absolute Ausnahme.

Robben Ford - A Day In Nashville
Robben Ford – A Day In Nashville
„So etwas macht man eigentlich nicht mehr. Neun Songs, so viel neue Musik – das nimmt normalerweise sehr viel Zeit in Anspruch. Ich setzte mich hin, nahm Demos auf, auf denen ich sang und Akustikgitarre spielte und schickte sie meiner Band zu. Ich dachte, wenn wir das durchziehen könnten, das wäre doch etwas!“

Und das tat er auch, gemeinsam mit den fünf außergewöhnlichen Musikern Audley Freed (Gitarre; Black Crowes), Ricky Peterson (Keyboards; David Sanborn), Brian Allen (Bass; Jason Isbell), Wes Little (Schlagzeug; Sting) und Barry Green (Posaune; Tony Bennett).

‚A Day In Nashville‘ lässt sich in keine Schublade stecken. Trotz des roten Bluesfadens, der sich durch das komplette Album hindurch zieht, entwickelt sich jeder Song in eine eigene musikalische Richtung und so ist ein buntes Potpourri aus Blues-, Jazz-, Akustik- und R’n’B-Elementen entstanden.

Die Atmosphäre im legendären Studio „Sound Kitchen“ in Nashville hatte ebenfalls Einfluss auf das Projekt. Robben Ford reiht sich nahtlos in die Reihe berühmter Künstler ein, die von dem Studio in den höchsten Tönen schwärmen: Dolly Parton, The Dixie Chicks und Tim McGraw sind nur einige davon.

„Es ist nicht einfach, das zu tun, was wir da in einem Tag gemacht haben, doch das Ambiente dort half uns sehr. Es war eine großartige Erfahrung.“

‘A Day in Nashville’ ist der perfekte Nachfolger von “Bringing It Back Home”, obwohl Ford dieses Mal sieben von neun Songs selbst verfasst hat. „Ich genieße es, andere Songs in meiner eigenen Version aufzunehmen, doch nun wollte ich selbst wieder neue Stücke schreiben.“

Und dabei traf den Nagel immer wieder auf den Kopf, vom fesselnden „Midnight Comes Too Soon“ zum humorvollen „Ain’t Drinkin Beer No More“. Ersteres enthält nicht nur einige sengende Bluesgitarrenlicks, sondern verzichtet auch völlig auf ein Reimschema. „Es war eine wertvolle Übung, aus dem typischen Songwriting auszubrechen. Ein Reim macht einen Song zwar kraftvoller, doch auch Worte zu singen, die sich nicht reimen, funktioniert wirklich gut. Die gesamte Bridge reimt sich überhaupt nicht und deshalb lässt sich der Song auch nicht in eine Schublade stecken.“

Robben Ford - A Day In Nashville
Robben Ford
Das Gleiche lässt sich auch über den vielseitigen Südkalifornier sagen, der in seiner 43jährigen Karriere alles, nur nicht vorhersehbar war und nicht umsonst in der Liste der 100 größten Gitarristen des 20. Jahrhunderts des Musician Magazins aufgeführt wird.

Als Teenager schloss er sich dem legendären Bluesmusiker Charlie Musselwhite an. „Ich war gerade 18 Jahre alt und spielte in der Band meines älteren Bruders Patrick. Wir eröffneten die Show für Charlie, der wiederum seinen Schlagzeuger feuerte und meinen Bruder engagierte. Damit Patrick auch sicher in seiner Band bleiben würde, engagierte Charlie auch mich, außerdem mochte er mein Saxophonspiel. Es war schwierig, mit ihm zu reisen und es gab nicht viel Geld dafür, doch er hatte eine großartige Band und wurde einer der berühmtesten weißen Bluesmusiker des Landes.“

Bereits vier Jahre später begleitete Ford Joni Mitchell auf dessen Tour. „Ich konnte mit einem großen Star arbeiten und verdiente plötzlich richtig viel. Es war ein Kulturschock für mich, als hätte plötzlich jemand einen Schalter umgelegt. Joni Mitchell ist schließlich einer der größten Popmusiker aller Zeiten.“

Einige Jahre später sielte Ford für niemand geringeren als die Jazzlegende Miles Davis. „Ich habe Miles Musik schon mein ganzes Leben lang gehört“ so Ford. „Ich liebte die ersten elektronischen Aufnahmen wie ‚Bitches Brew‘. Doch als ich mit ihm auf Tour ging, warfen die Leute ihm Ausverkauf vor. Das war völliger Schwachsinn, denn die Platten, die er machte, waren überhaupt nicht kommerziell. Er versuchte nur, großartige Musik zu machen.“

Die letzten beiden Sätze beschreiben auch Robben Ford und sein Handwerk perfekt. Er ist sowohl ein kompromissloser Songschreiber als auch ein ruhiger Spieler, der seine Zuhörer bis ins Mark trifft, vor allem während des grandiosen „Poor Kelly Blues“.

Ford entdeckte das Stück, das ursprünglich von Maceo Merriweather geschrieben und aufgenommen wurde, während er seine Vinylsammlung durchstöberte. „Es ist schwer, alte und großartige Bluessongs zu finden, von denen bislang niemand etwas gehört hat. Ich fand eine Platte von Maceo, die nur aus Gesang und Piano besteht. Ich hatte mich bis dahin nie besonders für diese Form interessiert, doch ich beschloss, etwas Neues aus diesem Song zu machen.“ Es funktionierte!

Auch das einprägsame „Different People“ ist ein weiteres Beispiel der Diversität von ‚A Day In Nashville‘, gefüllt mit der Art von Symbolik, wie man sie sonst nur auf klassischen Paul Simon Nummern findet und einer Posaunen-Hookline. „Ich habe einen facettenreichen Background und so variiert auch meine Musik.“

Robben Ford war bislang vier Mal für den Grammy nominiert. „Beim ersten Mal dachte ich erst, die Jury hätte einen Fehler gemacht. Das war für ‚Talk To Your Daugher‘, 1988. Dann kam folgten weitere Nominierungen, doch jedes Mal schnappten ihn mir Stevie Ray Caughan oder Eric Clapton vor der Nase weg. Ich glaube, um zu gewinnen, musst Du entweder aus Texas kommen oder Eric Clapton sein.“ lacht er.

Vielleicht wird er eines Tages doch einmal die begehrte Trophäe sein Eigen nennen können.

Robben Ford – A Day In Nashville Tourdaten:
16.02.2014 Aschaffenburg, Colos Saal
18.02.2014 B-Verviers, Spirit Of 66
19.02.2014 Bochum, Zeche
20.02.2014 Hamburg, Fabrik

Robben Ford – A Day In Nashville
VÖ: 31.01.2014 durch Provogue Records / Mascot Label Group / Rough Trade

www.robbenford.com