AGNES OBEL – Citizen Of Glass

Dass sich Anspruch und Erfolg nicht unbedingt gegenseitig ausschließen, beweist seit geraumer Zeit und auf eindrucksvolle Weise die dänische Ausnahmekünstlerin Agnes Obel. Unterstreichen wird sie diese These sicherlich auch mit ihrem neuen Album „Citizen Of Glass“, das kunstvoll klassische und moderne Klangfiguren miteinander kombiniert.

AGNES OBEL - Citizen Of Glass
AGNES OBEL – Citizen Of Glass

Die Wahlberlinerin mit der einnehmenden Stimme präsentiert auf ihrem dritten Langspieler zehn Kammerpop-Perlen, die mit ihren dunklen Vibes für behagliche Melancholie sorgen. Das Grundmotiv auf „Citizen Of Glass” ist die Transparenz, welches mit dem Material Glas symbolisiert wird.

Genauso transparent ist auch der Sound von „Citizen Of Glass“, der mit wenigen aber starken Mitteln generiert wird, zu denen vor allem Obels reduziertes Pianospiel gehört. Dem Grundgerüst an eher bekannten instrumentalen Vertretern wie Cello, Geige, Klarinette und Percussions fügt sie speziellere Klanggeber hinzu. So sind u.a. ein Trautonium, ein Vorläufer des Synthesizers aus den 1920ern, Glasharfen, Mellotron, Vibraphon und Cembalo zu hören.

Experimentiert wurde teilweise auch mit Obels Stimme, die sonst so klar und warm erklingt. In der ersten Singleauskopplung „Familiar“ begibt sie sich zum Beispiel in ein intimes Duett mit ihrer eigenen, verfremdeten Stimme. Umso besser, dass all diese Spielereien und Besonderheiten immer der Qualität des Songmaterials dienen und eine deutliche Bereicherung des Klangspektrums darstellen.

„Citizen Of Glass” ist gleichermaßen kunstvoll und berührend, wobei trotz allen Anspruchs, eher das Herz als der Kopf Adressat für diese bewegende Musik ist. Wer die Tiefe und Intimität der frühen Tori Amos Alben zu schätzen wusste, der findet in Agnes Obel nun die würdige Nachfolgerin dieser Ausdruckskraft.

AGNES OBEL – Citizen Of Glass (PIAS / Rough Trade)