AMENRA – Mass VI

Wohl kaum eine Band paart so perfekt brachiale musikalische Urgewalt mit zerbrechlicher Anmut wie die Belgier Amenra, die nun mit „Mass VI“ ihr neues Werk vorstellen.

AMENRA – Mass VI

Und auch dieses ist wieder ein wahres Monster geworden, das den Hörer mit Haut und Haaren verschlingt. Doch in all der Vehemenz, die hier vermittelt wird, ist stets Schönheit verborgen. Auch wenn man wie ein Stein in einem Meer aus Tränen zu versinken scheint, erfassen einen hier und da dünne Fäden aus Licht, die für einen kurzen Moment die Szenerie zu erhellen scheinen. Doch eine tonnenschwere Last zieht einen unaufhörlich weiter in die Tiefe, und wenn man schließlich akzeptiert hat, dass es kein Entrinnen gibt, ist nur noch ein betörender Rausch vorhanden, der transzendentalen Frieden bringt.

Sänger Colin H. van Eeckhout kehrt erneut sein Innerstes nach Außen. Schreie voller Weltschmerz wechseln sich ab mit fast schon gesäuselten Gesangsmelodien und Spoken-Word-Passagen, welche sowohl in Englisch, Flämisch und Französisch vorgetragen werden. Die Gitarren von Mathieu J. Vandekerckhove und Lennart Bossu sind gleichsam monumental wie filigran, während die Rhythmusfraktion um Levy Synaeve und Björn J. Lebon alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt.

Der Sound von Amenra ist fast schon als archaisch zu bezeichnen. Repetitive Motive werden Schicht um Schicht ergänzt, kurz wieder eingerissen, und dann doch zu einem kolossalen Ungetüm geformt. Das Album bietet einen fatalistischen Reigen, der einen unmittelbar packt und völlig vereinnahmt.

„Mass VI“ ist großer Sound, große Emotion und ein großer, wundervoller Schmerz…!

AMENRA – Mass VI (Neurot / Cargo)

(Jens)