Panik – Lass mich fallen

„Panik – Music: Killer Rock/Rap from Germany“, sagt Mike Shinoda, „I dont know what they’re saying, but the overall vibe is pretty solid“. Es ist ein großes Lob, das Ende 2008 auf dem Blog des Linkin Park Frontmanns erscheint.

PANIK
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Doch damit nicht genug: Shinoda lädt die sechs Jungs in einen kleinen Zirkel aus persönlich ausgewählten Bands ein, den er „Mike Shinoda’s Feat. Artist“ nennt, und prompt eine Woche später wird PANIK von seinen Blog-Lesern mit über 11.000 Stimmen auf Platz 1 seiner Rangliste gewählt. Was die Jungs in den letzten zwei Jahren durchgemacht haben, erleben nicht sehr viele.

Ein Top Ten Album, dass sich aus dem Stand fast 100.000 Mal verkauft und sich 26. Wochen in den Charts hält; zwei Echo-Nominierungen in den Kategorien „Bester Künstler/Künstlerin/Gruppe National Rock/Alternative“ und „Erfolgreichster Newcomer National“; Singleerfolge wie „Revolution“, „Vorbei“ und „Neustart“, die den sechsen nicht nur Fans im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Metropolen wie Paris, Wien, Prag und Moskau verschaffen. Ihre Konzerte sind ausverkauft, ihre Songs laufen im gesamten Ostblock und in Frankreich auf Rotation in Radio und TV. In ganz Europa bilden sich Fanclubs. Es folgen Mega-Konzerte vor zehntausenden Fans in Weißrussland und China. Ihr Debut-Album erlangt in Russland sogar Goldstatus.

Panik
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Doch die ehemaligen Manager und Produzenten drängen die Band von Anfang an in eine Richtung, in die sie nicht wollen. Zudem gab es Streit um die Rechte an den Songs. Nach einem genaueren Blick in die Verträge wird Sittenwidrigkeit festgestellt. „Schlimmer als der Naidoo-Pelham Fall“ ist bei Stern TV die Rede, und die Band geht vor Gericht. Auf dem Weg dorthin überlassen sie den Ex-Managern ihren alten Namen „Nevada Tan“ und nehmen wieder ihren ursprünglichen Bandnamen PANIK an. Der Prozess dauert fast 1 1/2 Jahre und kostet viel Kraft. Private Fotos und Videos im Internet und anonyme Anzeigen hageln auf die sechs ein. Schließlich im Mai dieses Jahres kommt es zu einer Einigung. Befreit aus dem ganzen Showbiz-Wahnsinn haben PANIK nun ihr selbstproduziertes Album im Gepäck.

„Wir haben uns sehr weiterentwickelt, musikalisch wie menschlich, und sind froh, das zu machen, was wir können und wollen: Unsere Musik!“, sagt Juri. Doch wie kam es soweit? Angefangen hat die PANIK-Geschichte schon vor vielen Jahren. David und Timo lernten sich schon als Vierjährige im Kindergarten in Neumünster kennen und nahmen mit sechs Jahren gemeinsam Keyboard-Unterricht. „David war beim sechsten Buch und fing an Klavier und Gitarre zu spielen, während ich noch auf den ersten zwei Seiten des ersten Buches war – tja, und weil wir beide nicht singen konnten, ergab sich unser Stil aus einer Art Not heraus“, erinnert sich Timo lachend. So wurde anfangs ihre Vorliebe für den Stilmix aus Rock und Rap auch ein wenig aus ihrer Zweisamkeit heraus geboren – in einer Zeit, in der Timo und David auf Bands wie Linkin Park, Limp Bizkit und Dynamite Deluxe standen.

PANIK
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Irgendwann holten sich die beiden einen Schlagzeuger dazu und produzierten schon 2002 bis 2004 privat zwei Alben („Grau“ und „Positiv“) – ihre Texte ausschließlich auf Deutsch. 2004 stieß DJ Jan dazu. 2006 wechselte der Schlagzeuger, und seitdem steht die heutige Sechser-Kombi Timo, David, Frank, Linke, Jan und Juri. „Es fühlt sich so an, als würden wir unser Debut-Album rausbringen. PANIK ist unser Baby, das war es schon immer. Es fühlt sich gut und anders an!“, sagt Timo. Und das stimmt, PANIK hat sich weiterentwickelt. Das neue Album ist erwachsener, die Songs sind nicht mehr so überproduziert wie bei der Nevada Tan-Platte. Die Jungs haben sich viele Monate Zeit gelassen und schmeißen nun eine Scheibe auf den Markt, die kantiger und vielfältiger ist, als die vorherige. „Kaum zu vergleichen“, meint Linke, der Bassist.

Timo, der fast ausschließlich die Lyrics schreibt, sieht auch in den Texten Veränderungen: „Ich schreibe eben immer über das, was mich beschäftigt, und mit 21 ist das etwas anderes als mit 13 Jahren. Das erste Album einer Band ist immer ein Best Of, der bis dahin geschriebenen Songs. Das zweite Album ist viel näher an der Band dran! Wir hatten jetzt zwei Jahre, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen. Aber wir bleiben bei deutsch, denn in der Muttersprache kann man sich einfach am besten ausdrücken. Die Gefahr Larifari-Texte auf Englisch zu schreiben, ist uns zu groß.“ David, der auch andere Bands produziert, hat nun das ganze PANIK-Album zusammen mit Alex Wende produziert.

Die erste Single des Albums „Lass mich fallen“ wurde sogar allein von David produziert. Inhaltlich geht es darum, sich aus eigener Kraft wieder aufzubauen. Geht es einem schlecht im Leben, ist man selbst dafür verantwortlich, etwas zu ändern und sich wieder aus dem schwarzen Loch herauszuholen. Und nach all dem, das mit den Jungs passiert ist, glaubt man ihnen. PANIK liefern mit dem selbstbenannten Werk einen guten, frischen Crossover-Mix, in den man sich gerne „fallen lässt“.

www.panik-musik.de