SIVERT HØYEM – Lioness

Mit „Lioness“ stellt der Norweger Sivert Høyem sein mittlerweile sechstes Studioalbum vor, das zwar ganz in der Tradition seiner Vorgänger steht, darüber hinaus aber durchaus neue Nuancen zu bieten hat.

SIVERT HØYEM - Lioness
SIVERT HØYEM – Lioness

Kaum verwunderlich ist, dass natürlich die unvergleichliche Stimme des ehemaligen Madrugada Frontmanns wieder ganz im Vordergrund des musikalischen Geschehens steht. Høyems dunkler Bariton prägt auch die neuen Stücke, die sich auf „Lioness“ von einer großen klanglichen Bandbreite präsentieren.

Eröffnet wird direkt mit einem Highlight der Scheibe: „Sleepwalking Man“ ist eine sehnsüchtige Ode voller opulenter Piano- und Streicherklänge, die einen direkt in den Bann des Albums zieht, dessen Grundthema die Nacht ist.

Träume, Einsamkeit, Liebe, die Nacht scheint alles auf „Lioness“ zu umklammern. Dabei flackert aber selbst in der tiefsten Dunkelheit bei Sivert Høyem immer ein wärmendes Licht, das Trost spendet. Überhaupt scheinen die Stücke viel mehr Dur-Akkorde spendiert bekommen zu haben als vorheriges Material. Gleichwohl ist ihnen eine wohlige Melancholie anheim, die so wohl nur ein Musiker aus dem hohen Norden verbreiten kann.

Streicherarrangements begegnen einem noch öfter auf „Lioness“, wobei der Kern des Albumsounds absolut auf der akustischen Gitarre liegt. So kommt Høyem bei „It Belongs To Me“ und „The Riviera Of Hades“ in bester Singer-/Songwriter-Tradition fast ausschließlich mit einer zart gezupften Gitarre aus.

Etwas moderner und avantgardistischer wird es bei Tracks wie „V-O-I-D“ oder dem sehr düsteren „The Boss Bossa Nova“, die auch Mal einen elektronischen Beat spendiert bekommen. Herzerwärmend und voll knisternder Spannung ist „My Thieving Heart, einem Duett mit der Sängerin Marie Munroe, das durchaus an alte Madrugada Zeiten erinnert. Das abschließende „Silences“ ist dann fast schon so bittersüß, dass es auch einem David Lynch gefallen dürfte.

Wer der Stimme und den Liedern dieses Mannes einmal verfallen ist, wird diese Faszination so schnell nicht wieder los. „Lioness“ ist ein vielschichtiges Werk, das keinen Høyem-Fan enttäuschen dürfte.

SIVERT HØYEM – Lioness (Hektor Grammofon / Rough Trade)