Super Flu „Halle Saale“

Super Flu „Halle Saale“

Feliks quetscht sich aus dem viel zu engem Delfinkostüm, schaut Mathias tief in die Augen und sagt: „Halle Saale“.

 Super Flu „Halle Saale“
Super Flu „Halle Saale“
Die Geburt des zweiten Albums der beiden Hallenser ist genauso schön, wie die Tracks auf dem Album.

Nachdem „Heimatmelodien“ die Herzen der 4/4 getakteten Elektriker höher schlagen ließ und fast ausschließlich für die Tanzflächen dieser und anderer Parallelwelten konzipiert war, wagen sich die beiden mit dem neuen Album auf viel tiefere und malerischere Wege und verschwinden dabei auch mal kurz im Wald um etwas Pop zu pflücken.

Die Nadel erbeutet die ersten Berge und Täler und kann es kaum erwarten sie weiterzugeben.

Ein Klangteppich von unbekannter Größe deutet sich an. Opa Herbert haucht die ersten Vocals in die unendlichen Weiten des Raums, begleitet von Glocken und frischer Vollmilch begibt man sich auf eine unendliche Reise.

Was man von dieser Reise erfährt? Kryptische Titel, die einem nach einiger Zeit glasklar erscheinen und ein Cover, das verstörender nicht sein könnte. Eine Kulisse, in der es keine Gesetze gibt.

Weder Zeit noch Raum werden hier respektiert und man tritt die Sehgewohnheit mit den Füßen. Beschreitet man den Pfad in das Innere der Kulisse trifft man die Beiden bei ihrer Lieblingsbeschäftigung und kann niemals wieder den Blick von ihnen abwenden.

Das Labor, voll mit kochenden und brodelnden Phiolen. So sah das Kinderzimmer der beiden Astronauten Feliks und Mathias aus bevor sie ihren Job als Fluglotsen kündigten, um uns immer wieder durch ihre Fähigkeiten als DJ-Act in Erstaunen zu versetzen. Seit nun fast 30 Jahren zählen Sie zu den Topacts der elektronischen Clubszene und werden derer nicht müde, sich immer wieder neu zu erfinden und Sachen einfach auszuprobieren. Die graue Diva stand Modell für das zweite Album und zeigt uns alle ihre Seiten.

Wir werden verzaubert von ihrer sirenengleichen Stimme, die getragen wird von Lilou und der Ponybande. Sie zeigt uns ihre schmutzigen Gedanken und schickt uns mit einer Kopfnuss wieder in die Abteilung für Molkereiprodukte. Händel schnappt sich hier den letzten Jogurt, bevor der Raptor lernt den Zauberwürfel zu lösen und uns alle in Doom 2 fertig macht. Egal!

So wie es scheint, haben die Jungs nach „Heimatmelodien“ Lust auf ein DJ-Album, das kein DJ-Album sein will und ist. Viel zu komplex und zu genial sind die Tracks arrangiert, die Basslines zu filigran und die Synthie-Flächen zu betörend, um einfach nur dahingespielt zu werden. Ein DJ-Album zum Hören also. Abrupt wird man aus dieser trügerischen Tiefe gerissen und diese dreckige Snaredrum drängt einen zurück auf die Tanzfläche, von der man nicht so schnell verschwindet. Im düsteren Schwarzlicht treffen wir die Jungs von Monkey Safari und Andhim, die diesem Album ihre ganze Energie widmeten.

„Händel war eine große Inspiration für mich!“ soll Sir Richard David James gesagt haben. Daraufhin wurde die Idee eines Albums für die zentrierteste Stadt Mitteldeutschlands geboren. „Täglich erleben wir unsere Heimat, wie sie sich verändert und mit neuen Dingen füllt und alte einfach auskotzt.“, erklärt Mathias und räkelt sich dabei auf seinen frisch erlegten Fuchur.

Limitierung bei voller Nutzung aller vorhandenen Möglichkeiten ist das Prinzip des Albums und zieht sich wie ein roter Faden durch die aufgelisteten Songs. Erwartungen werden hier kaum erfüllt und manch einer wird enttäuscht sein. Aber Pittiplatsch wird weiter seine 808 spielen und den Hustler an unschuldige Delfine verkaufen. Also vielleicht ist doch alles beim Alten geblieben?!

Auf keinen Fall ruft der kleine Maulwurf dazwischen. Leider oder zum Glück ist das nicht der Fall. Jeder Track nimmt einen mit auf eine unbekannte Reise, von der man nicht sicher sein kann wiederzukommen. IDDQD schraubt sich kryptisch in den Hörnerv, nachdem er voller Jogurt gelaufen ist. Erwachsenwerden scheint für die beiden Teilzeitholzfäller ein absolutes Fremdwort zu sein. Bezaubernd – in einer Welt, in der es Schulen für elektronische Musik gibt und jugendliche Ohren analoge Synthesizerklänge auf 2,50 Kopfhörern ertragen müssen. Das Album ermahnt zu mehr Aufmerksamkeit und kritischem Hören!

Die Gedanken der beiden Schöpfer zum Album:
„Fragt man fremde Leute, was Sie von Halle halten, ist es immer wieder die gleiche Antwort: hässlich und dreckig.“ sagt Mathias auf seinem grünen Velourhocker sitzend. „Aber ist es nicht genau das, was sich Leute in ihrem tristen Alltag wünschen?“ kontert Feliks und trinkt sein Glas Champagner. „Wir sind durch unsere Stadt gezogen und haben versucht sie einzufangen, ihren Klang zu kanalisieren und das Interessanteste für unsere Hörer auf Platte zu pressen.“. „Ach, mein Halle ist mir so ans Herz gewachsen … ich hab es richtig lieb!“. „Aber“, wirft Feliks ein, „ist es nicht etwas zu teuer für uns?“. „Keinesfalls! Es hat uns zu dem gemacht, was wir jetzt sind.“

Der Vorhang fällt. Zurück bleibt ein Gefühlscocktail der wunderbarsten Emotionen und eine Träne rollt die Wange hinab, um sich im Licht der Abendsonne zu brechen und auf den Schultern des Delfin-T-Shirts zu verschwinden.

Halle Saale Album World Tour 2013

02.10.2013 Level 6 – Darmstadt
05.10.2013 Fusion – Münster
18.10.2013 D-Club – Lausanne (CH(
19.10.2013 Bootshaus – Köln
26.10.2013 Studio – Essen
01.11.2013 Rote Sonne -München
02.11.2013 Archiv – Neubrandenburg
08.11.2013 Douala – Ravensburg
09.11.2013 Luxor – Chemnitz
15.11.2013 Pratersauna – Vienna (A)
22.11.2013 Elipanoke – Leipzig
23.11.2013 Charles Bronson – Halle
29.11.2013 Rocker33 – Stuttgart
07.12.2013 Kugl – Lausanne (CH)
14.12.2013 Kantine – Augsburg
20.12.2013 Halle02 – Heidelberg
25.12.2013 Kantine – Magdeburg
28.12.2013 Ritter Butzke – Berlin