The JAMAL THOMAS Band "Future"

The JAMAL THOMAS Band „Future“

„Die Zukunft ist alles, was zählt“, sagt Jamal Thomas. Dass die Jamal Thomas Band mit ihrem neuen Album Future durch Funk, Soul und Jazz groovt, als gäbe es überhaupt kein Morgen, werten wir nicht als Widerspruch.

The JAMAL THOMAS Band "Future"
The JAMAL THOMAS Band „Future“
Denn auf die Frage nach der wichtigsten Lektion, die der Ausnahmeschlagzeuger in den vergangenen 30 Jahren auf der Bühne und im Studio mit dem legendären Maceo Parker, der SOS Band oder Chuck Leavell gelernt habe, kommt Jamal Thomas’ Antwort prompt: „Zu grooven.“

Dass „Future“ das tut wie nichts Gutes, ist auch der Verdienst von Alex Bernath. Am Rande einer Maceo-Parker-Show nahm der junge Schlagzeuger vor einigen Jahren sein Herz in die Hand und sprach sein Idol Jamal Thomas an.

Telefonnummern wurden ausgetauscht und wie es der Zufall wollte, zog dieser bald darauf nach Belgien – und somit in erreichbare Entfernung zu Alex Bernath, der im niederländischen Den Haag Jazz studierte. Der besuchte sein Vorbild zu einigen Drumsessions, um von ihm zu lernen. Jamal wiederum lernte das Talent und die Leidenschaft des jungen Schlagzeugers kennen und schätzen.

„Er klingt wie ich in jungen Jahren“, schwärmt Jamal Thomas. „Es hat sofort ‚klick’ gemacht.“ Heute lenkt der in Mannheim geborene Alex Bernath als Musical Director die Geschicke der Jamal Thomas Band. Im Handumdrehen stellte er eine achtköpfige Europaauswahl unverbrauchter und hochtalentierter Musiker zusammen – die Jamal Thomas Band war geboren.

Der prominente Namensgeber sitzt hier nur noch selten hinten, nämlich bei den Songs „Past“, „Groove“ und – gemeinsam mit Alex Bernath – beim spektakulären Schlagzeugsolo „Drum Talk & Spiritual Walk“. Viel öfter aber steht Jamal Thomas vorne, mit einem Mikrofon in der Hand. „Ich habe mein Leben lang Backgroundvocals gesungen“, erinnert er sich, „da habe ich mir gedacht: Warum nicht?“ Gute Frage, auf die das Album „Future“ Song für Song überzeugende Antworten gibt: Jamal Thomas‘ Stimme punktet mit einem charakteristischen Schmelz, der jedes gesungene Wort weich vibrieren lässt – selbst wenn er parallel dazu Schlagzeug spielt, wie regelmäßig bei Liveshows.

Jede Zeile schmiegt sich organisch und ohne eine Falte zu werfen über die kunstvoll abgerundeten Songperlen, die seine Band hier auf eine albumlange Kette fädelt. Zwischen dem kernigem Funk und herzblutenden R’n’B der alten Schule, die Jamal Thomas seit den Achtzigerjahren mitgeprägt hat, und dem spielfreudigen, abenteuerlustigen Jazz seiner jungen Wegbegleiter findet die Jamal Thomas Band punktgenau ihren Stil: „Future“ formuliert einen fein ausbalancierten, zeitlosen Soundtrack für alle, die lieber lachen und tanzen als fluchen und granteln.

Eingerahmt von derart talentierten Mitmusikern bricht Jamal Thomas auch kein Zacken aus der Krone, wenn er das Titelstück des Albums über weite Strecken aus der Hand gibt. Der Song „Future“ ist bei Maria Fernàndez Álvarez in den besten Händen respektive der besten Stimme, während der Bass diesen traumwandlerisch leichtfüßigen Tanz in die Zukunft mit tighten Tonfolgen unterlegt. „Never Thought“ pulsiert vor lebensbejahenden Vibes und klingt wie ein songgewordenes Happy-end.

Kleine, aber unwiderstehliche Hooklines, fingerfertig aufgetragene Melodietupfer und dick gepinselte Grooves greifen wie selbstverständlich ineinander, bis schließlich Jamal Thomas’ alter Weggefährte Fred Wesley (James Brown, Tina Turner) als Studiogast vorbeischaut und den Song mit einem seiner magischen Posaunensoli krönt. „Sneaky“ wiederum schleicht sich mit wohltemperierten Grooves und dezenten Beats auf samtigen Pfoten dorthin, wo der Soul am geschmeidigsten klingt und bleibt doch mit jedem Ton trittfest und zielstrebig.

Dass „Groove“ locker all das hält, was sein programmatischer Titel verspricht, versteht sich bei der Jamal Thomas Band von selbst. Hier macht Alex Bernath hinter dem Schlagzeug Platz für den Meister persönlich, der im Zusammenspiel mit Daniel Lottersberger am Bass den Funk und die Funken bis in die hintersten Winkel des Songs sprühen lässt.

Wer dieses Album auf einen Schlüsselmoment, eine Vokabel reduzieren möchte, liegt mit „Groove“ goldrichtig. Besser beraten sind aber alle, die „Future“ als das begreifen, was es ist: Ein elektrisierendes Gesamtwerk, das den Wagemut einer zu gleichen Teilen talentierten und hungrigen Jazzband perfekt mit der Erfahrung und dem sicheren Händchen für das Hirn und Herz, den Schweiß und die Seele des Funk paart, die Jamal Thomas über drei Jahrzehnte lang an der Seite der Größten seiner Zunft gesammelt hat.

Einer von ihnen sieht das übrigens genauso: „The Jamal Thomas Band is Funk with a twist, this is a new direction, feel good music!“, schwärmt Fred Wesley. Recht hat er: „Future“ macht mit jedem Song Lust auf alles, was morgen auf uns wartet. Und das ist es doch, was wirklich zählt.