The Kings Of Dubrock - Fettuccini CD Cover

The Kings Of Dubrock – Fettuccini

Lieber Leser – umarme diese Platte! Dieser Satz steht hier schon zwei Tage. Wenn man schreibt, dann ist das manchmal so.

The Kings Of Dubrock - Fettuccini CD Cover
The Kings Of Dubrock - Fettuccini

Und wenn man solch einen Satz schreibt, dann muss man ihn begründen. Ja und so geht das eine Weile, man starrt ihn an, man geht duschen. Dabei fällt dem Autor eine Menge ein, nur wenn er zurückkehrt ― ist alles futsch. Warum nun umarmen? Weil Humor noch nie soviel Bass hatte.

Sie nennen es Dubrock. Denn die Kings Of Dubrock sind eine Maschine für Assoziationen. Die wiederkehrenden Phrasen, die krude Lyrik des Jacques Palminger fügt sich zu immer neuen Kombinationen, Rica Blunck hat fünf Sprachen aufgeschnappt und Viktor Marek lässt seine Maschinen rattern.

Und die Musik ist nicht minder assoziativ, kein braver Teppich der Worte. Assoziieren ist des Autors Lieblingswort. Seit fünf Minuten. Humor ist Dub, die nächste Station ist der Dubstop, Calimero ist ein Vogel aus Palermo. Der Arme. Er wurde gequält.

Uhren befummeln die Zeit, doch die Beine zucken nervös. Sie wollen tanzen. Und MDMA ist tatsächlich harmlos ― wenn man es nur harmlos besingt.

Namen kettenweise, Orte im Sturzflug, Sprachen kübelweise, Zitate aufgereiht, Drogen polyglott: Streng vertrauli ― diese Platte hat einen Hang zum Tick. Leicht widersprüchli weil Ticks eigentlich nicht psychedelisch sind. Und wie nennt man den Zwischenraum, in dem man psychedelisch tickt?

FETTUCCINI!!

Ausatmen.

Jetzt wird gezündelt.

Nüchtern zur Sache: Das Album Fettuccini der Kings Of Dubrock enthält kein Gitarrensolo. Dubrock ist nicht gemacht für Soli. Sein Klang ist warm und gelegentlich schwitzig. Ein dichter Raum, der auf tiefen Frequenzen schwebt. Ein Raum, der aus Harmonie, Liebe und Respekt gebaut wurde. Zwischenmenschlich und ohne Dogma. Die Musik orientiert sich am Sommer, aber man kann sie auch im Winter hören. Der Autor dieses Texts ist wahnsinnig.

Den Draht gibt’s im Baumarkt.

Bevor sie ihr zweites Album verschraubten, sind die Kings Of Dubrock viel getourt, sie sollen sich blendend verstanden haben. Sie haben auch viel Enzensberger gelesen und sich gegenseitig vorgelesen, doch seine Afrozentrik wurde ihnen zuviel. So hörten sie lieber Musik: Von King Tubby zum Beispiel. Der Jamaikaner prägte die Urform der elektronischen Bassmusik – den Dub. Er wurde erschossen. Sie hörten auch Adriano Celentano. Der Italiener zeigte der Welt, dass Albernheit auch Sonntags, vollkommen verkatert, genossen werden kann. Er starb, irgendwie. Und sie hörten den Nigerianer Fela Kuti, der seine Vision von Gesellschaft auf die Bühne brachte, mehr Kinder zeugte als Dschingis Khan und dann ebenfalls zu Grabe getragen wurde. Doch all die Toten werden nicht beklagt, ihnen wird gehuldigt. In einem outer-terrestrischen Voodoo-Zeremoniell, einem Inferno der Geilheit, das keine Zweifel an der pathologischen Unangepasstheit der Beteiligten aufkommen lässt. Dubrock hat sich dank Fettuccini vom Genre zum Planeten entwickelt.

― Sebastian Reier, Universität Mozarteum Salzburg, Juni 2012

DER STUDIO BRAUN PSYCHEDELIKER UND SEIN TRIO DES DUBWAHNSINNS SIND ZURÜCK: JACQUES PALMINGER UND DIE KINGS OF DUBROCK.


THE KINGS OF DUBROCK AUF TOUR:

23.08.2012 Flensburg, Volksbad
24.08.2012 Rendsburg, T-Stube
30.08.2012 Berlin, Festsaal
31.08.2012 Rostock, Helgas Stadtpalast
01.09.2012 Hamburg, Hafenklang
21.11.2012 Stuttgart, Schocken
22.11.2012 München, Rote Sonne
23.11.2012 Nürnberg, Desi
24.11.2012 Frankfurt, Zoom