Das Deutsch/Schweizer Bandkollektiv The Ocean meldet sich mit einem neuen Werk zurück, das im wahrsten Sinne des Wortes nicht an der Oberfläche kratzt, sondern deutlich in die Tiefe geht.
So gibt der Titel „Pelagial“ dann auch die Ausrichtung des gesamten Albums an: Das griechische Wort beschreibt geologisch die Region des freien Meeres und biologisch die Gesamtheit der Lebewesen des freien Meeres und weiträumiger Binnenseen. Diese Region wird des weiteren in Tiefenzonen eingeteilt, durch die uns The Ocean in ihrer musikalische Reise führen.
Diese Idee entpuppt sich schnell als Geniestreich, wissen The Ocean doch auf meisterhafte Weise, dieses Konzept in die passende Form zu bringen und das Abtauchen in immer rätselhaftere und unbekanntere Sphären deutlich in der Musik widerzuspiegeln. Beginnend in der noch sonnendurchfluteten, oberen Schicht nahe der Meeresoberfläche, geht es schließlich hinunter in die undurchdringliche Tiefe.
Ein elegisches Intro leitet das 53-minütige Gesamtkunstwerk ein, dessen zusammenhängende Tracks/Episoden immer wieder von kurzen Zwischenspielen begleitet werden. So wie in fortschreitender Tiefe Druck und Dunkelheit zunehmen, entwickelt sich auch die Stimmung auf „Pelagial“. Die Musik verdichtet sich und wird immer heavier, ohne dabei die nötige progressive Finesse vermissen zu lassen. Dabei mischt sich das Kopfkino des Postrocks mit dem Anspruch Tools und dem Prog-Sludge Mastodons, während Sänger Loic Rossetti passend zwischen glasklaren Vocals und kernigen Growls changiert.
Ursprünglich als Instrumentalalbum geplant, haben sich The Ocean letztendlich doch für den Einsatz ihre Sängers entschieden, was sicher nicht verkehrt war. Wie sich das Ganze dennoch ohne Gesang anhört, kann man übrigens auf einer beiliegenden CD erfahren, die das Ganze als Instrumentalversion präsentiert.
„Pelagial“ ist ambitioniert, anspruchsvoll und schlichtweg meisterhaft. Musikalisch über alle Zweifel erhaben, erschaffen The Ocean vor allem eine mitreißende Dramaturgie, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Wie eine Riesenkrake klammert sich dieses Album an dich und reißt dich hinab in die Tiefe, lässt dir dabei hin und wieder das Gefühl zu entkommen, nur um dann doch wieder den Weg bis zum Meeresgrund fortzusetzen.
…ganz großes Kino!
THE OCEAN – Pelagial – 2 CDs (Metal Blade / Sony Music)