Laibach Opus Dei - Essigfabrik Koeln 25 Mai 2024

Laibach, Opus Dei – Essigfabrik, Köln 25 Mai 2024

„Weil es nicht ist, was man von LAIBACH erwartet, ist es genau, was man von LAIBACH erwarten muss“. So sagt man unter erfahrenen Begleitern, Kennern und Fans.

Laibach Opus Dei - Essigfabrik Koeln 25 Mai 2024
Laibach Opus Dei – Essigfabrik Koeln 25 Mai 2024

„Als Performance-Kunst-Projekt und Gesamtkunstwerk sorgt das slowenische Kollektiv seit seiner Gründung 1980 für Kontroversen. Der Name der Gruppe, der deutsche Name der Stadt Ljubljana, nimmt Bezug auf die nationalsozialistische Besetzung Sloweniens im Zweiten Weltkrieg.

Laibachs überzogene militaristische Selbstinszenierung, ihre propagandistischen Manifeste und Statements zum Totalitarismus haben zahlreiche Kontroversen über ihre tatsächliche künstlerische und politische Verortung provoziert. Ihre Antwort spricht für sich: Wir sind so sehr Faschisten, wie Hitler ein Maler war.“ Akademie der Künste der Welt *

Die slowenische Kunstmaschine LAIBACH zeigt unermüdlich, wie die Formensprache der Pop-Kultur mit jener des Totalitarismus zusammenhängt und zum Teil deckungsgleich ist. Ihr Stilmittel: die komplette Neukontextualisierung von Sprache, Symbolen und Musik.

Laibach: Auf Tour mit Re-Release des Albums „Opus Dei“

„OPUS DEI ist das dritte Werk der Band und zugleich die Platte, die der Band globale Bedeutung gab. Der Coup des Albums sind die zwei Versionen von „Life Is Live“, dem damals omnipräsenten Hit der österreichischen Skihüttenkönige Opus. Aus der banalen Partynummer zimmerten sie Wagner-Industrial, befeuert von den über-deutschen Vocals von Sänger Milan Fras.“ Musikexpress *

Desweiteren nahm die „Geburt einer Nation“ basierend auf „One Vision“ von Queen die Ereignisse der deutschen Wiedervereinigung 1989 vorweg.

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Ihr Album „Opus Dei“ von 1987 ist ihr Opus Magnum, wegweisend für den brachialen, von der Presse gerne als „Industrial Rock“ bezeichnet, welcher inspirierend für zahlreiche Musiker, Bands und Künstler seit den 1980ern war.

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Der Musikexpress schreibt dazu treffend: „Rammstein haben hier alles und nichts geklaut: den Sound komplett, die künstlerische Innovation haben sie leider links liegen gelassen.“

Die Einschätzung „Rammstein ist Laibach für Kinder – und Laibach ist Rammstein für Erwachsene“ muss hier aufgrund seiner messerscharfen und zutreffenden dialektischen Backpfeife einfach noch einmal erwähnt werden.

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„Opus Dei“ steht im Mittelpunkt ihrer aktuellen Tour anlässlich der Neuveröffentlichung auf Vinyl und CD.

„Die neue Edition des Klassikers erschien am 10. Mai 2024 via Mute auf Vinyl und als 2CD-Box-Set. Opus Dei war das erste Laibach-Album für das britische Label von Daniel Miller und wurde damals von Rico Conning (Wire, Swans, William Orbit) gemischt. Die Clips zu den Auskopplungen fanden sogar den Weg zu MTV.

Für die Wiederveröffentlichung wurden alle Originale remastert, das Cover verfeinert und ein umfangreiches Booklet mit Fotos und neuen Sleevenotes ergänzt. Besonders ist auch die zweite CD. 16 unveröffentlichte Live-Tracks aus den Jahren 1987 bis 1989 und drei Bonustracks werden enthalten wird. Die Aufnahmen entstanden u.a. in London, San Francisco und Berlin.“ volt-magazin.de *

„Mit den Versionen von „Live is Life“ von Opus und „One Vision“ von Queen offenbarten die Band Unangenehmes: Den klandestinen Zusammenhang zwischen Totalitarismus und Pop, zwischen Massenbewegung und Massenbegeisterung. Aber ihre martialischen Fassungen dieser Songs sind viel mehr als Ironie oder Demaskierung durch Überaffirmation: Es sind zwar Dekonstruktionen, aber zugleich Denkmäler. Hier wird zugleich die Schönheit von Pop hymnisch gefeiert und dessen Gefährlichkeit heraufbeschworen. Denn, so schwierig das einzugestehen ist, Laibach zeigen nichts anderes als die Schönheit des Totalitarismus, beziehungsweise die totalitären Züge der Massenkultur. Ihr Werk ist sozusagen eine Offenbarung. Oder wie es die Band selbst auf den Punkt gebracht hat: „Jede Kunst ist politischer Manipulation unterworfen, außer jener, die die Sprache eben dieser Manipulation spricht.“ “ Martin Gasser kleinezeitung.at *

Laibach, Samstag, 25. Mai, 20.00 Uhr, Essigfabrik, Köln

Ich habe LAIBACH in den letzten 40 Jahren mehrfach live gesehen und war jedes mal mehr als nachhaltig beeindruckt. Mein erstes LAIBACH Konzert war anlässlich der „Leben heisst Leben“ Tour am 25.12.1987 in Coesfeld. Es war Weihnachten, eine kalte Nacht und das Konzert war sehr, sehr laut und atonal. Eine klangliche Tortur mit der Attitüde des Punk. Ein fantastsiches Erlebnis, was mich nie wieder losgelassen hat.

Insofern war ich nun, 37 Jahre später, sehr gespannt, wie LAIBACH sich an dem heutigen Abend im Zuge der Wiederaufführung des Albums inszenieren würden.

Luka Jamnik und Rok Lopatič mit ihren Synthesizern, links und rechts, Bojan Krhlanko am Schlagzeug, dem Virtuosen Vitja Balžalorsky an der Gitarre und  die beiden Vocalisten Milan Fras und Marina Mårtensson betraten die Bühne um mit „Vier Personen“ vom Album Nova Akropola zu eröffnen.

Spätestens beim nächsten Stück „Država“ vom ersten Album Laibach wurde klar, LAIBACH machen es uns allen nicht einfach, spielen sie doch nicht, wie von vielen erhofft, das komplette „Opus Dei“-Album herunter.

Das ist aber genau das eingangs erwähnte unausgesprochene Versprechen der Band: Wir machen es Euch nicht leicht! Rechnet nicht mit dem Berechenbaren! Rechnet mit LAIBACH!

Das neuaufgelegte Opus Dei Album gibt es vorerst nicht und später nur häppchenweise, drumherum widmen sich LAIBACH weiteren essentiellen Kompositionen ihres Gesamtwerkes. Das Ganze funktioniert ganz hervorragend, was auch den umfänglichen Visuals auf 3 Leinwänden und dem kristallklaren und druckvollen Sound zu verdanken ist. Die Bilderflut in Form von zerstörten Städten, Krieg, Militär, Polizeieinsatz, Stalin, Trump, Flugzeuge und Symbolen erinnert an die Aversionstherapie aus dem Stanley Kubrick Film Clockwork Orange, auch als Ludovico-Technik bekannt .

Erst nach 9 Stücken unter anderem dem fantastischen Alle gegen Alle (Deutsch Amerikanische Freundschaft Cover) geht es dann ans Eingemachte und alle 8 Songs des Opus Dei Albums werden in stark überarbeiteter Form aufgeführt. Es ist ein ständiges Wechselbad zwischen, „cool, das kenne ich“ und “ warum ist das jetzt anders als ich es kenne“, da die großartigen Musiker sich alle Mühe geben Überraschungen in den Details zu verstecken und es ihnen letztendlich meisterlich gelingt wirklich Neues zu bieten.

LAIBACH gelingt es sich zu zelebrieren ohne sich selber zu reproduzieren! Keine Oldie und Evergreen-Show für das Ü50 Publikum, sondern verstörendes auf die Augen und Ohren in nie dagewesener Virtuosität und Brillianz!

LAIBACH - Santa-Giovanna dei Macelli

Dann ist das Spiel aus und dem sichtlich erschöpft aber begeisterten Publikum werden auf Wunsch noch 3 Zugaben präsentiert. Wobei „I Want to Know What Love is“ von Foreigner wirklich mal wieder ein genialer Griff in das Repertoire des kollektiven Mainstreams ist und in dieser Interpretation sich zu Ihrer wahren Bedeutung und Strahlkraft aufschwingt.

Als allerletzte Handlung des Abends erweisen LAIBACH mit der Coverversion „Strange Fruit“ der großartigen Billie Holiday ihre Hochachtung und ich wandere anschließend aufgeladen von diesem Happening durch die Kölner Sommernacht und frage mich, wie ich das Erlebte in Wort fassen kann.

Ich wollte es eigentlich mit einem Zitat von Arthur Schoppenhauer versuchen: „Re intellecta, in verbis simus faciles„, was soviel bedeutet wie „Wenn das Verständnis der Sache gegeben ist, dann lasst uns nicht um Worte streiten

Gedanken auf dem Weg zurück

LAIBACH halten dem (Post-)modernen Menschen einen Spiegel aus historischen und popkulturellen Versatzstücken vor sein Antlitz. Wer selber einmal versucht hat sich vor einem Spiegel, die Haare zu schneiden, wird bemerkt haben, wie schnell man im Eifer des Gefechts rechts und links als auch oben und unten  verwechselt.  Wohl auch aus dieser Tatsache kommt es bei den Betrachtern des Gesamtkunstwerks LAIBACH immer wieder zur Desorientierung

LAIBACH thematisieren dramturgisch gekonnt und maniristisch effektvoll die totalitären Strukturen und Abgründe der menschlichen Säugetierpolitik und gesellschaftlicher Machtstrukturen. In der Tradition von Goethe, Nietzsche, Karl May und Walt Disney verhandeln sie die großen Themen der menschlichen Seele und unseren Durst nach Harmonie und Einigkeit, die letztendlich oft in Manipulation und Abhängikeit münden.

Ein Konzert von LAIBACH  ist ein einzigartiges Erlebnis, das durch die kraftvolle Inszenierung, die beeindruckende musikalische Performance und die intensive Atmosphäre einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

LAIBACH  sind in jeder Hinsicht Grenzgänger. Lässt man sich voll und ganz auf das Dargebotene ein, öffnen sich die Grenzen der Musik und der eigenen Vorstellungskraft zu einer gefühlten Wahrheit über das Wesen der Menschheit.

Eine gewisses Maß von Selbsterkenntnis ist dabei für den Zuschauer unvermeidlich. Gebärt sich selbst das begeisterte Mitklatschen und Wippen im Takt zu LAIBACH zum sich selbstentlarvenden Akt dessen was wir alle sind: Mitläufer auf der Suche nach Ideologie und Gemeinschaft!

LAIBACH veröffentlichen eine remasterte und neu gestaltete Edition ihres 1987 erschienenen Albums „Opus Dei“.
LAIBACH veröffentlichen eine remasterte und neu gestaltete Edition ihres 1987 erschienenen Albums „Opus Dei“.

LAIBACH sind Magier, verzaubern jeden Ort und jedes Publikum und strahlen eine unwiderstehliche Kraft der Agitation und Propganda aus, um so den Kern Ihrer Botschaft zu verkünden: LIEBE. Denn „die Liebe ist die Grösste Kraft, die Alles schafft“.

PS: Love ist still alive!

Die Laibach-Besetzung an diesem Abend:

  • Milan Fras (Gesang)
  • Marina Mårtensson (Gesang)
  • Bojan Krhlanko (Schlagzeug)
  • Vitja Balžalorsky (Gitarre)
  • Luka Jamnik (Synthesizer)
  • Rok Lopatič (Synthesizer)
  • Ivan Novak (Ghost in the Machine)

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Setlist – Laibach, Samstag, 25. Mai, 20.00 Uhr, Essigfabrik, Köln

Intro (Leben heißt Leben intro drum loop)
Vier Personen
Država
Boji
Mi kujemo bodocnost
Smrt in pogin
Anti-Semitism
Ballad of a Thin Man (Bob Dylan cover)
Brat moj
Alle gegen Alle (Deutsch Amerikanische Freundschaft cover)

Interlude (15 minute intermezzo)

Leben heißt Leben (Opus cover)
Leben - Tod
Trans-National
F.I.A.T.
How the West Was Won
The Great Seal
Geburt einer Nation (Queen cover)
Opus Dei / Leben heißt Leben (Opus cover)

Encore:

The Engine of Survival
Each Man Kills the Thing He Loves (Gavin Friday cover)
I Want to Know What Love is (Foreigner cover)

Encore 2:

Strange Fruit (Billie Holiday cover)

Trackliste:

Cover-Versionen:
Alle gegen Alle by Deutsch Amerikanische Freundschaft
Ballad of a Thin Man by Bob Dylan
Each Man Kills the Thing He Loves by Gavin Friday
Geburt einer Nation by Queen
I Want to Know What Love Is by Foreigner
Leben heißt Leben by Opus
Opus Dei / Leben heißt Leben by Opus
Strange Fruit by Billie Holiday

Opus Dei:
F.I.A.T.
How the West Was Won
Leben – Tod
The Great Seal
Trans-National

Laibach:
Brat moj
Država
Mi kujemo bodočnost

Nova Akropola:
Vier Personen

Rekapitulacija 1980-1984:
Boji

Sketches of the Red Districts:
Smrt in pogin

WAT:
Anti-Semitism

Others:
The Engine of Survival