Crazy Chris Kramer, „…unterwegs“

„…unterwegs“, ja, das war Chris Kramer und zwar in der halben Welt. Dabei hat er seinem Spitznamen „Crazy“ wieder einmal alle Ehre gemacht. Verrückt und mutig genug hat er etliche seiner musikalischen Helden kontaktiert und auf „…unterwegs“ miteinander vereint. So konnte jeder seiner Songs mit der absoluten Wunschbesetzung auf „…unterwegs“ gebannt werden.

"Unterwegs" Chris Kramer
"Unterwegs" Chris Kramer

Mit dabei sind: Mel Gaynor, Weltklasse Schlagzeuger der Simple Minds, er liefert die treibenden Grooves, Chuck Leavell, Keyboard Rolling Stones (aber auch für George Harrison, Eric Clapton, Allman Bros. Band), der in die Tasten haut wie kein Zweiter und als es darum ging, authentischen Chicago Blues auf die CD zu bannen, hat Chris keine Kompromisse gemacht: Er hat die Original-Musiker der Muddy Waters Band ins Boot geholt.

Aber der Reihe nach, denn die „große Reise“ führte „Crazy“ Chris Kramer (CCK) zunächst nach Austin, Texas, wo er zwei Tagen lang mit Pinetop Perkins (mittlerweile 95-jähriger Pianist) und Willie „Big Eyes“ Smith aufgenommen hat. Also gleich mit zwei original Musikern der Muddy Waters Band! Die beiden wurden unterstützt von der Willie Smith Band. Denn es wurde direkt live eingespielt, um die Stimmung der Songs perfekt einfangen zu können. Auf technische Tricks wurde bewusst verzichtet!

Mit „Es gibt gut, besser und es gibt mich“ und „Ich beiß mich da jetzt durch“ sind nun zwei Stücke auf „…unterwegs“ bereits zu hören. Während die anderen 15 Titel, die an den beiden Tagen in Austin eingespielt wurden, im nächsten Jahr auf einem eigenen Album erscheinen werden.

„Ich meine, da kommt so ein junger Typ mit seiner Mundharmonika aus Deutschland und stellt sich vor die Muddy Waters Band. Ich meine: die Muddy Waters Band! Das sind verdammt große Fußstapfen, in die man da treten muss, da muss man schon Eier in der Hose haben. Aber Chris hat das fantastisch gemacht, er spielt eine großartige Mundharmonika, ist ein tierischer Sänger und ich bin stolz ein Teil dieser großartigen Scheibe zu sein!“, erzählt Stuart Sullivan nach den Aufnahmen in Austin. Stuart war hier der Toningenieur, ist aber auch seit mehr als dreißig Jahren Macher unzähliger Blues-Platten, die bereits Grammies gewannen und Goldstatus erlangten.

Aber auch Chuck Leavell staunte nicht schlecht, als die Anfrage von Chris kam. „Aber nachdem ich mir die Homepage angesehen habe, war mir sofort klar, was für ein beseelter Musiker Chris ist. Dann habe ich die ersten Arrangements der Stücke gehört, bei denen ich mitspielen sollte und es war mir klar: Ich bin dabei.“ Und so kam es zu den Aufnahmen mit Chuck Leavell in Macon, Georgia. Chuck Leavell war so begeistert von Chris, dass er ihn am nächsten Tag auf seine Ranch einlud. Dort wurde in privatem Rahmen weiter über die Musik und zukünftige Projekte geredet. Für Chris war das ein weiterer Ritterschlag.

Aber damit nicht genug der Reise, denn an den anderen Tagen des insgesamt vier Wochen andauernden Road-Trips, ist CCK vom tiefen Süden bis hin in den hohen Norden, bis nach Chicago, Illinois, gereist und hat dabei jeden Abend mit anderen Musikern auf der Bühne gestanden und live gespielt. Ein Kamera-Team hat ihn dabei begleitet und ein Dokumentarfilm über diese Reise des Blues ist in Arbeit.

Zurück in Europa ging es sofort nach London zu Mick Taylor (Rolling Stones Gitarrist 1969-1974), dessen elektrische Slide-Gitarre direkt beim Opener „Meister-Igel“ zu Wort kommt.

Neben Mel Gaynor am Schlagzeug sorgte Martin Engelien (Ex-Bassist/Klaus Lage Band) für das rhythmische Fundament der meisten Stücke.

„…unterwegs“ bietet alle Facetten, die der Blues zu bieten hat. Bei „Du gabst mir 7 Kinder“ (und keins davon sieht aus wie ich) wird direkt deutlich, dass CCK seinem Live-Motto „zuhören und lachen ausdrücklich erwünscht!“ auch auf „…unterwegs“ folgt. Mit einem Augenzwinkern begegnet der Texter und Komponist CCK den eigenen Unzulänglichkeiten und den Wogen des Alltags, so dass sich jeder in den Liedern wiederfinden kann.

„Ich wollte immer klingen wie James Brown“ (doch auf dem Banjo hat das nicht hingehauen) beschreibt den Wunsch eines kleinen Jungen, Gitarrist zu werden. Die Mutter will ihren Sohn überraschen, doch anstatt einer E-Gitarre, kommt sie mit dem Banjo heim. Aber ein echter „Ruhrpottjunge“ stellt sich allen Herausforderungen und obwohl die andern erstmal über ihn und sein Banjo lachen, fängt er tapfer an zu üben. Am Ende ist er der beste Banjo-Spieler weit und breit, was musikalisch von Dirk Edelhoff am Banjo mit viel Spielwitz und großem Können umgesetzt wurde.

Ein weiterer Funk „Biggi`s Bier Bar“ wird gefolgt von einem traditionellem Slow-Blues „Ich hab scheiß gebaut“ und neben den „Rockern“ „Nichts dauert ewig“ und „Ich such den ganz besonderen Ton“ zeigen die beiden Balladen „Dein Herz schlägt wie es schlägt“ und „Hätt` ich nur einen Moment Zeit“ die sensible Seite des Komponisten CCK. So auch bei der instrumentalen Ballade „Benedicita“, bei der CCK nicht nur beweist, dass er zu einem der besten europäischen Mundharmonikaspieler zählt, sondern auch, wie beseelt CCK zu Werke geht.

Nach wie vor stehen bei den Liedern von CCK Lachmuskeln und Tränendrüsen im ständigen Konkurrenzkampf.

Die einzige Nummer, die nicht aus der Feder von CCK stammt, ist der „Work Song“ (N. Adderley) und bildet den Abschluss von „…unterwegs“. Das Stück ist in dem Studio von Helge Schneider in Mülheim/Ruhr aufgenommen worden und neben Helge Schneider an der Orgel spielen Albie Donnelly am Saxophon, Pete York am Schlagzeug, Colin Hodgkinson am Bass und Herbie Klinger an der Gitarre.

Wie akzeptiert der Tausendsassa CCK wirklich ist, wird spätestens durch den Einsatz prominenter Serienschauspieler (Giovanni Arvaneh, Katrin Ritt, Nils Brunkhorst), sowie der Comedians Hennes Bender, Jochen Malmsheimer und Pavel Popolski deutlich. Alle waren sofort Feuer und Flamme, bei einigen Titeln den Background-Chor zu machen und sich in den Dienst dieser aufwendigen Produktion des sympathischen Ruhrpott-Jungen zu stellen.

Sicherlich stellt „…unterwegs“ einen Höhepunkt in der Karriere von CCK dar, aber jeder der den kreativen Unruheherd kennt, weiß, dass es weitergehen wird. Denn Chris ist nach wie vor „…unterwegs“.

www.chris-kramer.de