DEAFHEAVEN – New Bermuda

Nach ihrem Überraschungserfolg „Sunbather“, der einem breiteren Publikum außerhalb der eingeschworenen Metalszene die Tür zu musikalischen Extremen geöffnet hat, stellen Deafheaven nun mit „New Bermuda“ den heiß erwarteten Nachfolger vor. Hier beweisen sie erneut, dass ein Black-Metal-Sound auch ohne Corpsepaint und satanischen Mummenschanz funktioniert, wobei sie zusätzlich mit Versatzstücken aus Shoegaze und Postrock arbeiten.

DEAFHEAVEN - New Bermuda
DEAFHEAVEN – New Bermuda

Während „Sunbather“ noch unter dem Eindruck massiver Existenzängste der Beteiligten entstand, sahen die Vorraussetzungen für „New Bermuda“ deutlich besser aus. Finanziell einigermaßen abgesichert und mit einer teilweise neuen Mannschaft im Rücken, konnten sich die Masterminds George Clarke und Kerry McCoy ganz auf das aktuelle Werk konzentrieren.

Wer nun schlussfolgert, dieses könnte eine gewisse Milde ausstrahlen, sieht sich jäh getäuscht: Bereits mit dem Opener „Brought To The Water“ beginnen sie fulminant! Bevor das Inferno startet, läuten Kirchenglocken zum Hochamt, auf das sich die Jünger versammeln. Diese bekommen dann auch gleich eine volle Breitseite Blastbeats um die Ohren gehauen, während „Sänger“ George Clarke sein grimmiges Organ bemüht. Erst allmählich stoßen feine Melodien zum dunklen und kühlen Sound und leiten über zu postrockigen Elementen.

Was besonders auffällt, sind die vielen klassischen (Thrash-) Metal-Riffs, die immer mal wieder eingestreut werden. So startet das folgende „Luna“ recht oldschoolig, nur um dann in einer wahnwitzige Raserei zu münden.

Dennoch finden immer wieder flirrende Gitarren und auch reduziert akustische Momente ihren Einzug in das Klangspektrum, so dass es an Dynamik und dramatischen Spannungsbögen wahrlich nicht mangelt. Wenn es bei Deafheaven so richtig episch wird, erinnern sie nicht selten an die Japaner Envy oder auch die frühen Godspeed You! Black Emperor.

Das abschließende „Gifts For The Earth“ verströmt gar einen gewissen Indie-Wave-Touch, wobei sich Deafheaven auch mal im Midtempobereich hörbar wohl fühlen. Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen: Die vermeintlich geschmeidigsten Klänge des Albums werden durch ziemlich suizidale Lyrics konterkariert!

„New Bermuda“ ist der der erhofft starke Nachfolger geworden, den man sich von Deafheaven gewünscht hat. Die Band beweist eindrucksvoll ihre Klasse und unterstreicht ihre prägende Rolle in der heutigen (Indie-/Underground-) Musikszene.

DEAFHEAVEN – New Bermuda (Anti / Indigo)