ALCEST – Shelter

Von den einst so dunklen Blackmetallern haben sich Alcest längst zu einer grazilen Blume entwickelt, die eher dem Licht entgegenstrebt als der Dunkelheit.

ALCEST – Shelter
ALCEST – Shelter

Diese These unterstreicht eindrücklich ihr neues Album „Shelter“, auf dem sie ätherische Sounds präsentieren, die eine durchweg sonnendurchflutete Melancholie erzeugen. Schwebende Gitarren und der gehauchte Gesang von Mastermind und Multiinstrumentalist Neige prägen allenthalben das Bild.

Unterstützung findet er natürlich bei seinem langjährigen Weggefährten Winterhalter (Schlagzeug, Percussions) und diversen Gästen, so u.a. Slowdives Neil Halstead, der das Stück „Away“ mit seinem Gesang veredelt oder den Streichern von Amiina.

Und hier sind wir auch schon beim Stichpunkt Sigur Rós angelangt. Aufgenommen haben Alcest „Shelter“ nämlich auf Island mit deren Produzenten Birgir Jón Birgisson. Und dies vermag man der Scheibe auch deutlich anzuhören. So fließend und schwebend klangen die Franzosen noch nie.

Mehr Shoegaze, breitere Klangflächen und Melodien mit Pop-Appeal verdrängen Rock und Progressivität etwas in den Hintergrund, ohne das die Songs deshalb auch nur ansatzweise an Tiefgründigkeit verlieren würden.

Alcests musikalische Entwicklung lässt sich durchaus mit der Anathemas vergleichen. Diese kommen einem dann auch beim Track „I’éveil des muses“ spontan in den Sinn, der schon ein wenig an ihre britischen Kollegen erinnert.

Den krönenden Abschluss eines den Hörer vollkommen fesselnden Albums bildet Délivrance“, ein Stück, das sich zu einer emotionalen Hymne mit enormen Spannungsbögen entwickelt und das die ganze Klasse von Alcest eindrucksvoll unterstreicht.

Alcest haben ihre ganz eigene Nische zwischen Prog, Rock, Shoegaze und Pop gefunden. Dabei ist ihre Musik von einer derartigen Intensität und Klasse, dass man diese sowieso nicht in einem Genre gefangen halten sollte!

ALCEST – Shelter (Prophecy Records / Soulfood)