Channel X "Wonderland"

Channel X „Wonderland“

‚Aber ich möchte nicht unter Verrückte kommen,’ meinte Alice.
 ‚Oh, das kannst du wohl kaum verhindern,’ sagte die Grinsekatze: ‚Wir sind hier nämlich alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.’
‚Woher willst du wissen, dass ich verrückt bin?’, erkundigte sich Alice.
 ‚Wenn du es nicht wärest,’ stellte die Grinsekatze fest ‚dann wärest du nicht hier.’

Channel X "Wonderland"
Channel X „Wonderland“
Im Rahmen ihres zweiten Albums laden uns die berüchtigten Berliner Partylieblinge Channel X auf eine verrückte Reise in ihr ganz persönliches Wonderland ein.

Inspiriert von Lewis Carrolls psychedelischem Klassiker um Alice’ bewusstseinserweiterndes Erlebnis im eigenen Paralleluniversum, liefern die beiden einen zutiefst euphorischen Einblick in ihr musikalisches Rabbit Hole.

So treffen bewährte Soundtexturen des Tech House-Spektrums auf straffen Deep House, verträumte Disco Nummern und funkige Downbeat Passagen, jeweils mit einem Ohr für’s Detail, aber natürlich auch der Liebe zur Tanzfläche, produziert.

‚Arriving’, das atmosphärische Intro des Albums, zieht uns dank schwellender Streicher, Cellos und natürlich einer tickenden Uhr direkt in seinen Bann. „Seid ihr bereit für ein Abenteuer?!“, flüstert es uns vielversprechend zu.

‚Arriving’ macht zügig Platz für ‚Feelings’, auf dem eine geradlinige, tiefe Kick und schräge Pads den freien Fall durchs Rabbit Hole symbolisieren, bis ein weiterer Tick der Uhr die Tür zu einem elastischen Tech House Groove und irrwitzigen Gitarren Licks öffnet.

Während Sirenen noch die bezaubernd gedehnten Vocal-Samples und deepen Akkorde einläuten, ist uns schon bewusst, dass wir im Wonderland versinken werden. Peppig geht es mit verschrobener Percussion, einer durchweg funkigen Bassline und jazzinfizierten Piano Salven auf ‚Headless’ weiter. Anders ausgedrückt: hier lädt die Herzkönigin zum Boogie ein bis die Köpfe fliegen.

Die allseits beliebte ‚Cheshire Cat’ räkelt sich danach lasziv als Interlude und setzt sich dabei durch fette Downbeat Percussion und Hip-Hop Sampling gekonnt ab. Wir dürfen kurz durchatmen, obwohl Miko und André den teuflischen Vibe intakt halten. Und wenn man vom Teufel spricht, ist der ‚Maniac’ nicht weit entfernt.

Hier, tief im Schatten, reibt sich Alice’ verstörtes Gemurmel an aufgewühlte Percussion Elemente, während sich klassische Deep House Sounds als Leitmotiv entfalten. Als würde die Herzkönigin ihre Kartensoldaten auf die Jagd nach Alice schicken, steigern sich danach auf dem reduzierten ‚Evil’ dichte Subbass Frequenzen in einen kräftigen, von scharfen Hi-Hats und einer peitschenden Snare gestützten, Groove.

Bei dieser Peaktime-Bombe im Herzen Wonderlands scheint es, als sei Alice von allen Seiten umzingelt. Mit ‚Scope’ kreieren Channel X eine Klanglandschaft hypnotischer Synths, sägender Bässe und hallender Stotter-Vocals, durch die unsere Heldin nun in die bizarrsten Ecken ihrer Traumwelt flieht, wo eigenartige Kreaturen mit glimmenden Augen spähend in der Dunkelheit lauern.

Mit dem entzückenden Vogelgesang, der ‚Slowly Falling Leaf’ einleitet, wendet sich das Blatt, denn Channel X erhellen ihre Schattenlandschaft und belohnen uns mit einem zuckersüßen House Groover. Natalies bezaubernde Sirenenklänge setzen die kontemplativen Lyrics ‚That’s what you are / That’s who you are’ wundervoll in Szene – ein wahrer Wendepunkt in Alice’ Geschichte.

Das farbenfrohe Geschehen geht mit Hilfe von Niko Schwind auf ‚Elysium’ nahtlos weiter. Hier zielen kunterbunte Laser direkt auf die Spiegelkugel und Alice schwingt das Tanzbein im Discoland zu einer gedrosselten BPM, bis das gechillte ‚Teatime’ ein weiteres Interlude einläutet. Nun gleiten jazzige Samples über Unterwasser-Breaks wie die dicken Rauchschwaden aus der Wasserpfeife der Raupe Absolem.

Mit ‚Cantrip’ schaffen Channel X ein mysteriöses Dancefloor-Highlight auf dem eine enorm tiefe, allumschlingende Bassline unsere Alice auf eine progressive Techno-Talfahrt zwingt. Langsam bahnen sich Björn Störigs harmonische Vocals ihren Weg durch verstreute Synthie-Bleeps und jenseitige Melodien, die uns noch einmal erneut verhexen. Mit dem peppigen ‚Delight’ reicht uns das Duo danach ein Gegengift und lädt Alice kurz vorm Abschied zur finalen Party ein.

Ein extrovertiertes Geschenk, das dank treibender Vocal-Hooks und melodiöser Disco-Sounds zutiefst ansteckend ist. Ähnliches kann man vom ruhigeren ‚Leaving’ sagen. Das Grande Finale entlässt uns und unsere Heldin zurück in die Realität, küsst uns jedoch vorher mit tropischen Klängen sanft Lebewohl. Schweren Herzens erwachen wir aus Channel X’ Wonderland. Der entscheidende Trost…? Die Party ist nur einen kleinen Sprung ins Rabbit Hole entfernt.

Channel X „Wonderland“ Tracklist

01. Arriving (Original Mix)
02. Feelings (Original Mix)
03. Headless (Original Mix)
04. Cheshire Cat (Original Mix)
05. Maniac (Original Mix)
06. Evil (Original Mix)
07. Scope (Original Mix)
08. Slowly Falling Leaf feat. Natalie (Original Mix)
09. Elysium feat. Niko Schwind (Original Mix)
10. Teatime (Original Mix)
11. Cantrip feat. Björn Störig (Original Mix)
12. Delight (Original Mix)
13. Leaving (Original Mix)