Led Zeppelin – „Presence“, „In Through The Out Door“ & „Coda“ – Re-Issues

Auf geht es in die letzte Runde der Wiederveröffentlichung aller LED ZEPPELIN Alben: Diesmal mit den Re-Issues von „Presence“ (erstmalig 1976 erschienen), „In Through The Out Door“ (1979) und dem nach dem Tod von John Bonham († 25. September 1980) posthum veröffentlichtem „Coda“ (1982).

Alle drei Alben stehen nicht unbedingt hoch im Kurs der Fans. Gründe dafür kann man nur mutmaßen. Zumindest im Fall von „In Through The Out Door“ kann man behaupten, dass sich die Band zu sehr dem Zeitgeist geopfert und im Ohr manches Hörers zu viel Keyboards bzw. Synthesizer eingesetzt hat. Ein „Manko“, das sich im ungekehrten Sinne auch auf „Presence“ übertragen lässt: Es ist das einzige Album, das komplett auf Keyboards aber auch auf akustische Gitarren verzichtet. Gerade dieser letzte Verzicht mag dem einen oder anderen Fan aufgestoßen sein. Und von „Coda“ braucht man als richtiges Album gar nicht sprechen, denn es ist eigentlich nur eine Zusammenstellung von unveröffentlichten Songs aus den Jahren 1970-1978.

Doch man tut allen drei Alben unrecht, sie als „schlecht“ zu bezeichnen. Im Gegenteil: sie bieten ein breites Spektrum an typischen und auch untypischen LED ZEPPELIN Songs, vom Blues inspirierten Songs wie „I Can’t Quit You Baby“ (von „Coda“) über erste Heavy Metal Einflüsse in „Achilles Last Stand“ (von „Presence“), das vom Country geprägte „Hot Dog“ (von „In Through The Out Door“), das dem Rock’n’Roll zugewandte „Candy Store Rock“ (von „Presence“) bis hin zu Prog Rock in einem der wohl besten LED ZEPPELIN Songs ever: „Carouselambra“ (von „In Through The Out Door“), und auch in „In The Evening“ (ebenfalls auf „In Through The Out Door“ zu finden) strotzt nur so von Prog-Rock-Einflüssen.

Gerade „In Through The Out Door“ ist ein Paradebeispiel für die Vielfalt der Musik von LED ZEPPELIN und zählt zumindest in meinem Auge bzw. Ohr zu meinem absoluten Lieblingsalbum. Ich muss dazu gestehen, es war auch das erste LED ZEPPELIN Album, das ich mir je gekauft habe und hat mein Hörweise in Bezug auf die Band mehr als geprägt. Doch der Reihe nach:

Led Zeppelin - "Presence" (Swan Song/Atlantic/Warner)
Led Zeppelin – „Presence“ (Swan Song/Atlantic/Warner)

Das erste der drei Wiederveröffentlichungen „Presence“ erschien am 31. März 1976. Aufgenommen wurde es im Laufe einer 18-tägigen Studiosession in den Münchner Musicland Studios im November und Dezember 1975. Angeblich konnte Robert Plant das Album nur im Sitzen einspielen bzw. -singen, da er noch an den Folgen eines Autounfalls aus dem August 1975 litt. Doch vieles scheint an dieser Geschichte nicht zu passen bzw. in den reichen Schatz der LED ZEPPELIN Mythen zu gehören. Angeblich brach sich Plant „nur“ einen Knöchel bei diesem Autounfall, doch warum die Genesung trotz dieser eigentlich eher geringen Verletzung mehr als vier bis fünf Monate brauchte, erschließt sich einem nicht ganz.

Led Zeppelin - "In Through The Out Door" (Swan Song/Atlantic/Warner)
Led Zeppelin – „In Through The Out Door“ (Swan Song/Atlantic/Warner)

„In Through The Out Door“ kam am 15. August 1979 in die Schallplattenläden und erklomm wie alle Alben zuvor (außer „Led Zeppelin I“) die Spitze der US- und englischen Charts – lediglich „Led Zeppelin IV“ schaffte es in den USA nur auf Platz 2. Erstaunlicherweise brachte es „In Through The Out Door“ in Deutschland „nur“ auf Platz 28 und hatte hierzulande damit neben „Coda“ (nur Platz 43) die schlechteste Chart-Platzierung eines LED ZEPPELIN Albums überhaupt. Den auf diesem Album veröffentlichten Song „All My Love“ widmete Robert Plant seinem Sohn Karac, der 1977 im Alter von fünf Jahren an einer Virusinfektion gestorben war. Und noch eine Besonderheit zeichnet das Album aus: die Vorliebe der Band für Gimmick-Cover kam hier mal wieder besonders zur Geltung. Die eigentliche Schallplattenhülle steckte in einer Packpapierhülle, die lediglich vorne und hinten mit Stempeln mit dem Album-Titel bzw. den Album-Tracks versehen war. Und bei einigen Innenhüllen (es gab angeblich sechs verschiedene Versionen) konnte man durch Anfeuchten mit Wasser eine Färbung des Sleeves hervorrufen.

Led Zeppelin - "Coda" (Swan Song/Atlantic/Warner)
Led Zeppelin – „Coda“ (Swan Song/Atlantic/Warner)

Der Tod von John Bonham im Jahr 1980 sollte weitere Pläne für neue LED ZEPPELIN Alben zunichte machen. Und so wäre fast die Geschichte von LED ZEPPELIN zu Ende gewesen, doch die Band war vertraglich verpflichtet nach der Gründung von Swan Song Records 1974 fünf Alben zu veröffentlichen. „In Through The Out Door“ war Nr. 4, also fehlte noch ein Album. So entstand „Coda“, auch um das Interesse der Fans nach unveröffentlichtem Material zu stillen. Ein Großteil der 8 Songs von „Coda“ sind Überbleibsel aus Studio-Sessions bzw. umgearbeitete Live-Aufnahmen. Lediglich „Bonzo’s Montreux“ wurde nachträglich mit elektronischen Effekten von Jimmy Page gemischt.

Die jetzigen Wiederveröffentlichungen bieten wie alle vorangegangenen wieder jeweils eine Bonus-CD (im Fall von „Coda“ sogar 2 Bonus-CDs) mit Outtakes, Remixen und unveröffentlichten Songs. Im Fall von „Presence“ sticht zumindest ein Song heraus: das bisher unveröffentlichte „10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod)“.

Led Zeppelin „Hots On For Nowhere“ (Reference Mix)

„Presence““ Unboxing Video:

Dagegen ist das Bonus-Material von „In Through The Out Door“ eher enttäuschend: hier gibt es nur Rough-Mixe des kompletten Albums. Zwar werden einige Songs hier mit ihren Arbeitstiteln geführt – „The Hook“ („All My Love“), „The Epic“ („Carouselambra“) und „Blot“ („I’m Gonna Crawl“), doch alle Songs unterscheiden sich nur unwesentlich von den später veröffentlichten Versionen.

Led Zeppelin „In The Evening (Rough Mix)“ von „In Through The Outdoor“ Companion-Disc

Unboxing Video „In Through The Out Door“:

Das „Highlight“ ist aber „Coda“. Neben dem Original-Album gibt es hier gleich zwei Bonus-Discs. 15 Songs insgesamt, die alle zwischen 1968 und 1974 aufgenommen wurden, davon zwei bis dato gänzlich unveröffentlichte Stücke: Der Blues-Jam „Sugar Mama“ aus dem Jahr 1968 und das Instrumental „St. Tristan’s Sword“ von 1970.

Led Zeppelin „Sugar Mama“ Brightcover-Player

Led Zeppelin „If It Keeps On Raining (When The Levee Breaks – Rough Mix).” von „Coda“ Companion-Disc #1

Unboxing Video Super-Deluxe Boxset „Coda“:

Led Zeppelin „Coda“ (Deluxe Edition):

Doch ein paar Worte bleiben noch zum Schluss zu sagen. Neben den bereits erwähnten Mankos stellen sich dem Hörer noch ein paar Fragen:
1. Warum erscheinen alle Alben mit doch eher wenig Bonus-Material? Im Falle von „Presence“ z.B. hätten alle Songs locker auf eine CD gepasst – CD 1 ist 44 Minuten lang, CD 2 nur 31 Minuten. Auch bei „Coda“ hätte man auf drei CDs verzichten und zumindest das Bonus-Material nur auf eine CD pressen können.
2. Warum wurde nicht alles wieder veröffentlicht? So vermisst man z.B. zwei der Songs („White Summer/Black Mountain Side“ und „Moby Dick/Bonzo’s Montreux“) von der schlicht „Led Zeppelin“ betitelten Box von 1990. Ganz zu schweigen von den vielen nur auf Bootlegs zu findenden Studio-Outtakes.

Fragen, die wahrscheinlich unbeantwortet bleiben, denn laut eines Artikels in „Die Welt“ sind „Led Zeppelin endgültig Geschichte“. So scheint es jedenfalls Jimmy Page, der eigentliche Kopf hinter diesen Wiederveröffentlichungen, zu sehen (Der ganze Artikel hier…).

Sei’s drum, auch so schlägt das Herz eines jeden LED ZEPPELIN Fans höher, angesichts das trotzdem neu zu entdeckenden Materials.

„Presence“, „In Through The Out Door“ und „Coda“ sind über Atlantic/Swan Song in den folgenden Formaten erhältlich:

* Single CD – Remastertes Original-Album. „Presence“ und „Coda“ erscheinen im Gatefold-Cover. Die CD- und LP-Versionen von „In Through The Out Door“ erscheinen im replizierten Original-Cover, eingewickelt in braunem Pack-Papier.

* Deluxe Edition (2CD und 3CD) – Remastertes Original-Album mit zusätzlicher Companion-Disc.
„Coda“ erscheint mit zwei Companion-Discs.

* Single LP – Remastertes Original-Album auf 180g-Vinyl, im detailgetreu replizierten Cover der Erstpressung. Alle LP-Versionen von „In Through The Out Door“ erscheinen zudem inklusive einer wassersensiblen Innenhülle im Stil der Erstpressung.

* Deluxe Edition Vinyl – Remastertes Original-Album mit unveröffentlichtem Companion-Audio auf 180g-Vinyl. „Coda“ erscheint mit zwei Companion-LPs.

* Digital/Download – Remastertes Album und Companion-Audio, beide digital erhältlich.

* Super Deluxe Box Set – Diese Sammlung enthält:
– Remastertes Original-Album auf CD im replizierten Vinyl-Original-Cover.
– Companion-Audio auf CD im Pappschuber.
– Remastertes Original-Album
– Album auf 180g-Vinyl im replizierten Cover der Erstpressung.
– Companion-Audio auf 180g-Vinyl.
– High-Definition Audio Download-Card mit allen Inhalten in 96kHz/24 bit-Auflösung.
– Gebundenes Buch mit über 72 Seiten seltener, teils unveröffentlichter Fotos und Memorabilien.
– Hochqualitativer Druck des originalen Album-Covers, von dem die ersten 30.000 Exemplare individuell nummeriert sind.

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Led Zeppelin „Presence“
Tracklist
1. Achilles Last Stand
2. For Your Life
3. Royal Orleans
4. Nobody’s Fault But Mine
5. Candy Store Rock
6. Hots On For Nowhere
7. Tea For One

Companion Audio
1. Two Ones Are Won (Achilles Last Stand – Reference Mix)
2. For Your Life (Reference Mix)
3. 10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod) (Reference Mix)
4. Royal Orleans (Reference Mix)
5. Hots On For Nowhere (Reference Mix)

Led Zeppelin „In Through The Out Door“
Tracklist
1. In The Evening
2. South Bound Saurez
3. Fool In The Rain
4. Hot Dog
5. Carouselambra
6. All My Love
7. I’m Gonna Crawl

Companion Audio
1. In The Evening (Rough Mix)
2. Southbound Piano (South Bound Saurez – Rough Mix)
3. Fool In The Rain (Rough Mix)
4. Hot Dog (Rough Mix)
5. The Epic (Carouselambra – Rough Mix)
6. The Hook (All My Love – Rough Mix)
7. Blot (I’m Gonna Crawl – Rough Mix)

Led Zeppelin „Coda“
Tracklist
1. We’re Gonna Groove
2. Poor Tom
3. I Can’t Quit You Baby
4. Walter’s Walk
5. Ozone Baby
6. Darlene
7. Bonzo’s Montreux
8. Wearing And Tearing

Companion Audio
Disc Eins
1. We’re Gonna Groove (Alternate Mix)
2. If It Keeps On Raining (When The Levee Breaks – Rough Mix)
3. Bonzo’s Montreux (Mix Construction In Progress)
4. Baby Come On Home
5. Sugar Mama (Mix)
6. Poor Tom (Instrumental Mix)
7. Travelling Riverside Blues (BBC Session)
8. Hey, Hey, What Can I Do

Disc Zwei
1. Four Hands (Four Sticks – Bombay Orchestra)
2. Friends (Bombay Orchestra)
3. St. Tristan’s Sword (Rough Mix)
4. Desire (The Wanton Song – Rough Mix)
5. Bring It On Home (Rough Mix)
6. Walter’s Walk (Rough Mix)
7. Everybody Makes It Through (In The Light – Rough Mix)