V.A. – Jazz for Japan CD Cover Artwork

V.A. – Jazz for Japan

Es ist ein Treffen der Stars, doch der Superstar auf „Jazz For Japan“ ist die Gemeinschaft aller Beteiligten.Manchmal bedarf es besonderer Anlässe, um außergewöhnliche musikalische Leistungen abzurufen.

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V.A. – Jazz for Japan

Diese Anlässe können erfreulich sein wie Jahrestage, große Sportveranstaltungen oder politische Umwälzungen. Man denke nur an die Wahl von Obama vor einigen Jahren. Sie können aber auch weniger erfreulich, um nicht zu sagen schrecklich sein.

Eine alte Weisheit besagt, dass in Tagen der Not die Kunst am meisten profitiert. Die schlimmste Naturkatastrophe des Jahres 2011 war zweifellos das Erdbeben, das am 11. März 2011 den Norden Japans heimsuchte.

Der dadurch ausgelöste Tsunami verwüstete den ganzen Küstenstrich, Zehntausende starben und in Fukushima ereignete sich das größte nukleare Desaster seit Tschernobyl.

Die Jazzszene der amerikanischen Westküste bezieht nicht gerade kontinuierlich Stellung zu den großen Problemen der Menschheit.

Doch Japan ist sozusagen der pazifische Nachbar Kaliforniens. Das große Beben löste auch eine Eruption in der Jazz-Gemeinde von Los Angeles aus. Für Produzent Larry Robinson bestand keine Frage, dass er handeln musste. Kurz entschlossen rief er 25 Jazzmusiker an, die in der Fusion-Szene Rang und Namen haben, buchte die berühmten Capitol Recording Studios und nahm innerhalb von zwei Tagen eine der eindrucksvollsten Sessions in der Geschichte des kalifornischen Jazz auf.

Allein die Liste der Beteiligten liest sich wie ein Who Is Who des modernen Jazz: Tom Scott, George Duke, Kenny G., Alex Acuna, Billy Childs, Lee Ritenour, Steve Gadd, Ngudu Chancler, Bob James und viele mehr. Sie alle touren regelmäßig in Japan und wollen der Insel der Morgensonne mit diesem Benefiz-Album nun etwas zurückgeben.

Der Beliebtheitsgrad dieser Musiker mag in einzelnen Kreisen unterschiedlichen sein, doch allen Beteiligten gelingt es, sich über ihr eigenes Image hinwegzusetzen.

Hier geht es weder um Egos noch um einen Wettkampf der Intentionen und Fähigkeiten, hier steht allein das Statement der Community im Mittelpunkt. So unglaublich es angesichts dieses Aufgebotes an Stars klingen mag: Gemeinsam sind sie viel stärker als in der Summe aller einzelnen. Musikern wie Tom Scott ging es schon lange gegen den Strich, dass ihr Jazzumfeld sich so weit aus seiner sozialen Verantwortung zurückgezogen hat.

„Zu Zeiten von John Coltrane“, so Scott, „waren sich die Jazzmusiker ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft mit jedem einzelnen Ton bewusst. Deshalb hat ihre Musik auch heute noch so eine starke Relevanz. Diese Qualität ist dem Jazz aber verloren gegangen. Für uns waren diese Aufnahmen eine gute Gelegenheit, uns zusammenzuraufen und wieder ein wenig stärker über unsere eigene Verantwortung nachzudenken.“

So ist es auch kein Wunder, dass die bunte Jazz-Meute auf „Jazz For Japan“ gerade auf Songs aus den großen Tagen zurückgreift, in denen der Jazz noch seiner sozialen Funktion nachkam. Herbie Hancocks „Watermelon Man“, „Cantaloupe Island“ und „Maiden Voyage“, Miles Davis’ „So What“, Wayne Shorters „Footprints“, John Coltranes „Mr.PC“, Cannonball Adderleys „Work Song“ und einige andere sind das Fundament, auf dem sich eine ganze Szene neu formieren kann. „Es geht dem Jazz ja nicht anders als dem Pop“, findet Tom Scott. „Die Zeit der großen Songs ist vorbei, aber das heißt nicht, dass sie für alle Zeiten vorbei sein muss. Wir müssen die wichtigen Hits der Vergangenheit verstehen, um wieder zu lernen, mit unserer Musik Aussagen zu treffen.“

Die Songs und die Haltung, mit der diese Klassiker hier zelebriert werden, macht aus „Jazz For Japan“ weit mehr als „nur“ ein Benefiz-Album, dessen Erlös den Erdbebenopfern zugute kommt. Hier formiert sich eine Gemeinschaft neu, entdeckt ihre Wurzeln, ihren Zusammenhalt und ihre Perspektiven für die Zukunft. Es ist der Geist der Improvisation, der dieses Album so dicht und brisant macht. Da ist keine Zeit für perfekte Klangszenarios, auf dieser CD geht es einzig um das unverfälschte Spiel, die Leidenschaft für den Augenblick, die Power, die etwas verändern kann, um ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das über einen Zirkel von Mitverschworenen hinausreicht. Eben um all das, was Jazz heute wie damals im besten Sinne ausmacht.

V.A. – Jazz for Japan Tracklist

1) “Maiden Voyage”
Steve Gadd, Tom Scott,Billy Childs, Nathan East& Everette Harp

2) “Sugar”
Everette Harp, Ndugu Chancler,
Clarence McDonald, Del Atkins,
& David T. Walker

3) “So What”
Nathan East, Billy Childs,
Steve Gadd, Tom Scott & Everette Harp

4) “Sophisticated Lady”
Christian McBride & Billy Childs

5) “Footprints”
Rickey Minor & The TonightShow Band ft Marcus Miller

6) “Work Song”
George Duke, Tom Scott, Nathan East, Steve Gadd & Billy Childs

7) “What A Wonderful World”
Clarence McDonald, Marcus Miller,
Ndugu Chancler, David T Walker

8) “Mr.PC”
Deron Johnson, Larry Goldings,
Peter Erskine, Chuck Berghofer

9) “Body & Soul”
Marcus Miller & Herman Jackson

10) “Cold Duck Time”
Boney James, Keiko Matsui, Rickey Minor, David Paich, Tom Brechtlein

11) “Watermelon Man”
Lee Ritenour, Kenny G, Ndugu Chancler, Marcus Miller,Everette Harp & Clarence McDonald

12) “Invitation”
Billy Childs, Peter Erskine, Christian McBride

13) “Cantaloupe Island”
Alex Acuna, Alphonso Johnson,
Herman Jackson & Clarence McDonald