INDIGO MIST - That The Days Go By And Never Come Again

CUONG VU UND RICHARD KARPEN – INDIGO MIST

Trompeter-Komponist Cuong Vu hat sich mit gewagten Arbeiten und Musikern wie Bill Frisell, Pat Metheny und Laurie Anderson und seinen 4 eigenen Aufnahmen als Leader in den letzen 20 Jahren als aussergewöhnliche Stimme der neuen Musik/Impro Szene etabliert.

INDIGO MIST - That The Days Go By And Never Come Again
INDIGO MIST – That The Days Go By And Never Come Again
Komponist Richard Karpen hat sich Auszeichnungen sowohl für sein Schaffen auf dem klassischen Sektor verdient, als auch als „Cutting Edge Sonic Experimenter“ allererster Güte. Zusammen mit dem innovativen Bassisten Luke Bergman (ihr Fakultäts-Kollege an der Universität von Washington) und Vu’s Langzeit-Bandmate, Schlagzeuger Ted Poor, haben diese verwandten Seelen auf That The Days Go By And Never Come Again alles heraus geholt.

Die Suite, die das unvergleichliche Komponisten Team von Duke Ellington und Billy Strayhorn auf kompromisslose Art und Weise ehrt, wird als außergewöhnliches RareNoise Debüt unter dem Namen Indigo Mist präsentiert und ist ungleich jeglich bisher gehörter Ellingtonia.

Vu sagt, „Die gesamte Aufnahme ist für mich ein Klanggedicht, zutiefst inspiriert von ihrer Musik. Duke und Billy waren bis zum Schluss mit uns im Raum und wir mussten mit ihrer starken Präsenz zurechtkommen. Ich bin der Meinung, dass eine respektvolle Hommage entstanden ist, indem wir unsere eigene musikalische Verbindung zu den beiden umgesetzt haben, und die Aufnahme wie mit einem Schleier [Mist] damit benetzt haben.“

Das Duo des in New York ansässigen Impro Bandleader Vu und des in Seattle lebenden Akademikers Karpen kristallisierte sich heraus als sie sich an der Universität in Washington kennenlernten. Vu erklärt, „Nachdem ich in die Fakultät aufgenommen war, fing ich sofort an meine Kollegen zu recherchieren. In der Hauptsache, weil ich die verschiedenen Interessen der Fakultät herausfinden wollte um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ich mich in dieser Gemeinschaft bewegen könnte. Als ich anfing über Richard zu lesen war mein Interesse sofort geweckt, sowohl durch seine führende Arbeit innerhalb der elektro-akustischen Musik, als auch durch seinen Background als Komponist in der traditionellen, westlichen Klassik. Während ich meine Bachelors in Musik machte, hatte die klassische Musik einen grossen Einfluss auf die Art wie ich mich mit der Musik verband, so dass ich immer schon mit einem ernsten Komponisten zusammenarbeiten wollte. Richard’s Musik haute mich komplett um und ich wusste, ich musste einfach mit ihm arbeiten und wenn es nur wäre, um von ihm zu lernen.“

Karpen fügt hinzu, „Es ist sehr ungewöhnlich für einen klassisch ausgebildeten Komponisten wie mich, der kontinuierliches Interesse an experimenteller Musik hat und seit diversen Jahrzehnten involviert ist in die Entwicklung von Computer Musik, sowohl als Komponist als auch als Programmierer, Direktor solch einer Schule für Musik zu sein. Und es sieht so aus, als wäre es ungewöhnlich für Cuong, von einem Jazz-Background kommend und künstliche Barrieren mit vielerlei Arten des Experimentierens zu durchbrechen, in derselben Fakultät zu sein. Die Chance, das wir uns beide zur selben Zeit am selben Ort befinden, mit einem von uns als Leiter dieser Schule, schien doch sehr gering zu sein. Eins zu einer Million!“

Das provokative Klanggedicht beginnt mit „L’Heure Bleue“ und dem mitreissenden Spiel von Schlagzeuger Ted Poor. Poor’s Power und Präzision wird akustisch unterstützt um Effekte von rollendem Donner, zart fallendem Regen oder einer Horde Schlagzeuger einzubauen. Poor wechselt dann zu den Mallets für den Titeltrack, als Karpen und Vu diese geheimnisvolle Sound-Landschaft betreten, zunächst mit Karpen’s gezupften Noten im Inneren des Pianos, dann mit Vu’s elektronisch behandelter Trompete und Luke Bergman’s spärlichen Basslinien. Das Stück baut sich zu einem donnernden Crescendo auf mit Karpen’s pulsierenden Bassnoten und cecil-tayloresquen Kaskaden. Poor’s mächtiges Schlagen untermauert den Track während Vu’s intuitiv klagende Trompete über allem Schlachtgeschrei zu hören ist. Dieses Stück wird zu Strayhorn’s packendem „A Flower is a Lovesome Thing.“ Es geht ganz organisch in eine nachdenkliche und kompromisslose Strayhorn Meditation über, mit dem Titel „Billy.“

Ein Element des Swing kommt hinzu auf „Duke“, welches mit Poor’s hippen Synkopen und Vu’s ungekünsteltem Spiel beginnt. Bergman und Karpen treten dieser Konversation bei, als sie sich mit Vu’s Spiel vereinigen (der mit seiner Trompete in die technische Trickkiste greift). Vu begegnet dem turbulenten Handlungsverlauf auf derselben Ebene. Auf dem tumultigen Höhepunkt begibt sich Karpen schliesslich in eine zenmässige Ruhephase, als Vorbereitung für eine erhabene Version von Ellington’s wunderbarem „In a Sentimental Mood,“ welches von Vu wunderschön gespielt ist und geschmackvoll unterlegt wird von Karpen, Bergman und Poor. Dieses zarte und kurze bisschen Ellingtonia verwandelt sich dann in die Exkursion „Charles“ (wie Mingus), welches widerrum in ein hochimpressionistisches Herangehen von Strayhorn’s „Lush Life“ überführt.

Karpen’s grimmig rollende Bassnoten und aggressive Attacken an den Tasten kommen zum Zuge auf „The Electric Mist,“ einer wilden Improvisation, die den Pianisten in voller Cecil Taylor-Manier zusammen mit Poor’s Powerhouse-Schlagzeug präsentieren. Das Album endet mit einer abstrakten Darbietung von Ellington’s „Mood Indigo,“ die mit dem Sound eines Gongs und dem Zupfen der Klaviersaiten beginnt, bevor Bergman und Vu hinzukommen. Das bekannte Thema dieser finalen Verbeugung vor Ellington wird zunächst angedeutet, dann jedoch ganz klar in Vu’s wunderbar warmem Spiel gegen Ende des 8-minütigen Stückes. „Es ist definitiv die bisher herausfordernste Musik, mit der ich mich je beschäftigt habe,“ erklärt Vu. „Ich bin im Moment in einem Stadium angelangt, indem es für mich künstlerisch wichtig ist Musik zu machen, die komplett ehrlich ist und ohne jeglichen Druck von Aussen entstehen kann.“

„Wir versuchen etwas Neues und Anderes auf die Beine zu stellen, indem wir die gesamte Idee des „Jazzspielens auf den Kopf stellen,“ sagt Vu über sein Indigo Mist Projekt. „Und indem wir diese Musik zu unserem Thema und zu unserer Inspiration gemacht haben, richten wir uns in Ehrerbietung an den Jazz, immer bestrebt, die eigene Perspektive in Bezug auf die Grösse dessen was uns Jazz bedeutet, zur Grösse dieser beiden Meister hinzuzufügen.“

INDIGO MIST – That The Days Go By And Never Come Again TRACKS
L’Heure Bleue
Indigo Mist
A Flower Is A Lovesome Thing
Billy
Duke
In A Sentimental Mood
Charles
Lush Life
The Electric Mist
Mood Indigo

INDIGO MIST:
Cuong Vu: Trompete
Richard Karpen: Piano
Luke Berman: Bass
Ted Poor: Schlagzeug

Live Electronics iPad Performers
Shih-Wei Lo, Ivan Artega, Douglas Niemela, Joshua Parmenter