Black Label Society - Catacombs of the Black Vatican

Black Label Society – Catacombs of the Black Vatican

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren Black Label Society bekannter, beliebter und kultiger als die Protagonisten von One Direction. Doch dann geschah etwas Folgenschweres: jemand lieh Bandleader, Gitarrist und Sänger Zakk Wylde eine ziemlich verdrehte Plattensammlung (das sind historische Artefakte einer längst vergangenen Zeit übernatürlicher Sounds).

 Black Label Society - Catacombs of the Black Vatican
Black Label Society – Catacombs of the Black Vatican
Im selben Moment, als die Nadel die Rille berührt hatte, wurde Wylde in eine andere, in die Welt der Klänge von Helen Reddy, Barry Manilow, des „Velvet Fog“ Melvin Howard Tormé und den düsteren, wenig bekannten britischen Invasoren Led Zeppelin und Black Sabbath katapultiert.

Augenblicklich begann sein beeindruckender Bart zu sprießen, auf der Bank stemmte er plötzlich 500 statt 50 Pfund und die Vespa unter ihm verwandelte sich in eine brüllende, spritfressende Harley Davidson.

Und so ist die neue Platte „Catacombs of the Black Vatican“ ein Vermächtnis von Black Label Societys reiner Kraft des Willens und der Beherrschung einer jeden musikalischen Stilrichtung geworden. Das aggressive „Damn The Flood“ reiht sich wie selbstverständlich neben den emotionalen und sengenden „Angel Of Mercy“, „Scars“ und „Shades Of Gray“ ein. Der Opener „Fields Of Unforgiveness“ und die Single „My Dying Time“ wiederum drosseln das Tempo so bedrohlich, dass es sowohl ins Repertoire einer Classic Rock Band als auch in den kreativen Höhepunkt der Grunge-Ära passen würde.

Seit den über 15 Jahren ihres Bestehens gewinnen BLS so regelmäßig Auszeichnungen von Magazinen wie Revolver, Kerrang! oder Metal Hammer, wie sie die Bikerkutte auf ihren Konzerten so selbstverständlich wie das schwarze T-Shirt und die Bierflasche gemacht haben.

Noch lange vor „Sons Of Anarchy“ oder „Duck Dynasty“ brachte die Band durch unzählige internationale Tourneen Brüderlichkeit, Machismus und Loyalität zurück in die Kultur, belgeitet von einer Vielzahl von Gastmusikern von Bands wie Metallica, Alice in Chains, Megadeth, Type O Negative, Danzig oder Evanescence.

Doch wo steckten Black Label Society seit ihrem letzten Album „Order Of The Black“ (Top 5 der Billboard Charts), der zugehörigen „Label Bezerkus Tour“ mit Children Of Bodom und Clutch und der „Gigantour“ von Megadeth mit Disturbed, Pantera und Metallica?

„Die Antwort ist einfach“, erklärt Wylde. „Nachdem wir den Weltfrieden gebracht, ein Heilmittel gegen Krebs gefunden und das Atom zum dritten Mal gespalten hatten, haben wir vor dem Brunch noch schnell ein neues Album aufgenommen. Noch bevor ich die Schlagsahne in meinen ‚Valhalla Java Odinforce‘ gekippt habe – halbfett natürlich, damit ich nicht zunehme.“ witzelt er in Anspielung auf die Kooperation mit Deathwish Coffee.

Der irisch-katholische, in New Jersey aufgewachsene Zakk Wylde hielt seine erste Gitarre bereits in der Hand, bevor er die Grundschule verließ. Kurz vor seinem 21. Geburtstag schickte er ein Demotape an Ozzy Osbourne und kann seitdem auf eine erfolgreiche Karriere mit „The Ozzman“ zurückblicken, die fünf Studioalben, drei Livealben, unzählige Tourneen und TV-Auftritte beinhaltet. Er schrieb Klassiker wie „Mama, I’m Coming,” “No More Tears” und die meisten Songs des mit Doppelplatin ausgezeichneten „Ozzmosis“.

Neben seiner Zeit bei dem Mann, den er liebevoll „The Boss“ (und seine Frau und Managerin Sharon „Mom“) nennt, hatte er inzwischen seinen eigenen Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame erhalten, spielte gemeinsam mit Yngwie Malmsteen, gastierte auf dem Soloalbum von Hatebreed-Sänger Jamey Jasta sowie bei den Black Veil Brides.

BLACK LABEL SOCIETY - Video zu “My Dying Time” als Vorbote zum neuen Album!
BLACK LABEL SOCIETY – Video zu “My Dying Time” als Vorbote zum neuen Album!
Er hatte einen Gastauftrit bei American Idol, gab sein Schauspieldebüt bei Mark Wahlbergs Film „Rock Star“ und spielte ein Solo bei Damage Plan, der Band seines engen und 2004 verstorbenen Freundes „Dimebag“ Darrell Abbot – „In This River“ ist Wyldes Tribut an den Pantera-Mitbegründer. Er spielte bei großen Sportevents die Nationalhymne und, wenn auch sehr, sehr kurz, in der Frühphase von „Chinese Democracy“, dem Album, auf das die Fans von Guns’n’Roses 14 Jahre lang warten mussten.

Doch nirgendwo sonst zeigt sich die animalische Seite Wyldes mehr, als bei Black Label Society, dem schweren, bluesigen, unbekümmerten und verstörenden Hard-Rock-Metal-Quartett, das ein erst ein Solo zerfetzt um dann in eine pianogetränkte hymnische Ballade überzugehen.

Zu BLS gehören aktuell Wyldes „Pride & Glory-Komplize“ John DeServio (Bass), Chad Szeliga (Schlagzeug) sowie Dario Lorina (Gitarre), der davor fünf Jahre bei Lizzy Borden in die Saiten schlug. „BLS war schon immer eine Bruderschaft. Die Jungs kommen und gehen, wie sie wollen. Sie kommen zurück, sie spielen mit uns, wir bleiben Freunde“, so Wylde über das in den vergangenen Jahren häufig wechselnde Line Up der Band. „Es gibt kein Gezanke, keinen Streit. Hey, wenn Dir Celine Dion ein Heidengeld dafür bezahlt, dass Du mit ihr 1,5 Jahre in Las Vegas spielst – dann musst Du das einfach machen!“

Aus Sonic Brew (1999), Stronger Than Death (2000) und 1919 Eternal (2002) entwickelte und verfeinerte sich der von der BLS geliebte Sound. „Schau Dir Deine Lieblingsbands an, ob nun Sabbath, Zeppelin, Neil Young oder Elton John, oder Deine Lieblingsfernsehserien – wo haben „Seinfeld“, Family Guy“ oder „The Simpsons“ angefangen und wo sind sie jetzt? Das haben sie sicher nicht von Anfang an so gemacht. Und danach suche ich. Wir gehen jedes BLS-Album an wie das erste. Wir spielen die krachendsten Songs.“ Wylde betont, dass es nicht darum geht, „heavier“ oder „melodischer“ oder mehr „dies oder das“ zu werden“, sondern nur darum, großartig zu sein. Der Schlüssel dazu? Vielseitigkeit.

„Wenn ich auf einer langen Reise bin und Sabbath höre, ziehen mich „Paranoid“ und „Iron Man“ oder das Greatest Hits Album manchmal richtig runter.“ Erklärt er. „Ich lege dann eine der dunkleren Platten wie „Technical Ecstasy“ auf. Für mich sind sie alle großartig. Sie reflektieren für mich alle Stimmungen wieder. So sollte es sein.“

Zakk Wylde ist mit seiner Frau Barbaranne Vater von vier Kindern. Mit den Namen, die er ihnen gab (Hayle Rae, Hendrix (Taufpate Mike Piazza), Sabbath Page und Jesse (Taufpate Ozzy Osbourne)) wird schnell klar, dass er trotz seinem komödiantischen Talents das Studium der Großen des Rock’n‘Roll sehr ernst nimmt.

Und so bringt er die wesentlichen Elemente auf den Punkt und trägt seinen eigenen Teil zum reichen Erbe des Hard Rock bei. Schließlich kann Zeppelins „The Ocean“ auf zwei Gitarrensaiten gespielt werden und Sabbaths „Iron Man“ auf einer. Und so auch die BLS Hymne “The Blessed Hellride” (2003).

Die Schönheit liegt in der Einfachheit, in der Begeisterung eines lauten Powerchords. Der Legende nach hat ihn Zakk Wylde erfunden, ebenso wie sich Chuck Berry den Ententanz ausdachte und die Bronx die Welt mit Rap segnete. „Jede Platte, die Du machst, ist spannend“, sagt er über „Catacombs Of The Black Vatican“. „Im Studio kannst Du arbeiten wie Salvador Dali vor einer weißen Leinwand. Du malst ein wenig, lehnst Dich zurück, siehst es Dir an und machst weiter. Hier ein wenig mehr rot, dort etwas dunkler. Es ist eine gesetzesfreie Zone, doch das Feuer brennt weiter…“

Im Bezug auf den Produktionswert bietet jedes Album die Möglichkeit, das vorherige zu toppen. Doch wie alle großen Bands von AC/DC zu den Rolling Stones, sind BLS nicht hier um das Rad neu zu erfinden. Wenn es nicht kaputt ist, repariere es nicht! „Wir gehen die Sache nicht an wie beim Gewichteheben im Fitnessstudio. Kannst Du Deine Marke vom letzten Training toppen? Dimebag hätte vermutlich gesagt „ist es härter als beim letzten Mal?“ Doch das letzte BLS Album war alles andere als hart. Alles, was Du von den Stones oder Guns’n’Roses hören willst, sind neue Killersongs, das war’s. Wenn Du mich fragst: der einzige Unterschied zwischen diesem und den letzten acht oder neun Alben sind die Songtitel.“

Der Rest der Arbeit liegt nun bei den Presse- und Marketingheinis. Wylde erwartet nicht weniger als Bestechung, Kokain, Eisskulpturen, Stripper und Prostituierte, damit „Catacombs of the Black Vatican“ erfolgreicher wird als das Greatest Hits Album der Eagles (37 Millionen), Michael Jacksons Thriller (66 Millionen) und AC/DCs Back In Black (36 Millionen verkaufter Platten) zusammen. “Allerdings könnte dieses Napster-Ding für einen kleinen Einbruch sorgen.“ gibt er zu. „Vielleicht so 10 Millionen“.

Wylde hat weiterhin viel zu tun, z. B. „Chinese Democracy“ noch einmal selbst aufzunehmen. Mindestens zwei Mal. Danach wird er sich sein Jazzercise Outfit anziehen, noch für zwei weitere „Chinese Democracy“ Alben ins Studio gehen (er braucht dafür allerdings 30 statt 15 Jahre), die sein Manager Ozzy Osbourne und dessen Gefolgsmann Rob “Blasko” Nicholson dann für 12 Dollar pro Stück in die Supermärkte stellen. Anschließend wird er in Sammy Hagars Nachtclub Cabo Wabo den wohlverdienten Ruhestand genießen.

Zakk Wylde und seine Black Label Society sind mehr als nur ein Mann, eine Band oder ein Chapter. In Wirklichkeit sind sie die Illuminati. Und am Ende des Tages bleiben sie als heitere, irisch-katholische Bowlingbruderschaft in Erinnerung. „Sie waren gute Katholiken“ werden die Geschichtsbücher schreiben. „Doch bowlen konnten sie nicht besonders gut.“

Hier das sehenswerte Video zu “My Dying Time” auf die Ohren.

Black Label Society live unterwegs:

21.06. St. Goarshausen (Loreley) – Metalfest
23.06. München – Backstage
27.06. Essen – Stadion (mit Black Sabbath)
01.07. Berlin – Huxley’s Neue Welt
02.07. Hamburg – Markthalle

Line Up: Zakk Wylde – Vocals/Guitar Dario Lorina – Guitar John DeServio – Bass Chad Szeliga – Drums

www.blacklabelsociety.com