EROL ALKAN ANOTHER „BUGGED OUT“ MIX & „BUGGED IN“ SELECTION CD Cover

EROL ALKAN ANOTHER „BUGGED OUT“ MIX & „BUGGED IN“ SELECTION

EROL ALKAN ANOTHER „BUGGED OUT“ MIX & „BUGGED IN“ SELECTION CD Cover
EROL ALKAN – ANOTHER „BUGGED OUT“ MIX & „BUGGED IN“ SELECTION
Die Klischees über DJ Mixe sind ausgetreten. Ein DJ Mix sei eine Reise, heißt es. Es gehe um die Erziehung des Hörers, darum, eine Geschichte zu erzählen.

So abgedroschen all diese Beschreibungen sein mögen, passen sie doch auf Erol Alkans neue „Bugged Out“- und „Bugged In“-Mixe. Sie erfassen aber nicht annähernd die unbestimmbare Magie, die die beiden Sets zum Singen bringt. Sie kommt aus dem sechsten Sinn, über den alle großen DJs verfügen, von jener unbewussten Energie, die sie zum nächsten Song treibt – erahnend, dass der nächste Track zum vorherigen passen wird.

Obwohl es unwahrscheinlich scheint. Man könnte von musikalischer Hellseherei sprechen, vom Blick in die Zukunft der Klänge. Und niemand verfügt über diese Gabe mehr als Erol Alkan.

Von den ersten Takten der ersten CD dieses Doppel-Albums an ist es da – eine ist club-orientiert, die andere für das Hören zu Hause. Erol eröffnet mit dem pulsierenden Bass und den scharfen, fetzigen Gitarren von „To Our Disco Friends“ von Smith N´Hack – eine Nummer, die zehn Jahre alt ist, aber klingt, als sei sie gerade eben erst entstanden.

Auf diesen Knaller lässt Alkan „Sensation“ vom legendären Chicago-House DJ Ron Hardy folgen. Dann „Gridlock“ von In Flagranti. Wer sonst würde diese Stücke zusammen bringen und so innerhalb von drei Tracks drei Jahrzehnte überspannen? Erol nahm die beiden Sets in einigen Takes auf – ohne computerbasiertes Beat-Matching oder andere Studio-Tricks. Warum? „Das macht für mich DJing aus: Spontaneität, Fehler, Platten, die versuchen miteinander Schritt zu halten.“, erklärt er.

Kurz vor dem Ende des zweiten Mixes warf der Sub-Bass von Spandex´ „The Bull“ den Lautsprecher vom Kaminsims seines Home-Studios und ließ ihn auf den Boden fallen, so dass er eine tiefe Delle in den Dielen hinterließ: „Ich dachte nur: Es läuft einfach zu gut, da muss ich weitermachen“, lacht er. „Ich wollte mich von dem Erfassen dieses besonderen Moments nicht ablenken lassen. Die Energie, die mich interessiert, liegt in solchen Momenten – nicht darin, etwas handwerklich Perfektes am Computer herzustellen.“

Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass Erol einen Bugged-Out-Mix veröffentlicht. Die aktuelle Compilation erscheint acht Jahre nach seinem Monument von 2004, mit dem er den damals aufkeimenden Electro-House auf den Punkt brachte, und die damals noch ziemlich unbekannten Justice neben Steve Bug und Roman Flügel stellte. Heute glaubt Erol aber, dass die zweite CD, „Bugged In“, eine stärkere Wirkung hatte: „Der Club Mix war OK, repräsentativ für meine Entwicklung in dieser Zeit. Der andere, sanftere, musikalischere Mix ist aber der, der bei den Leuten hängen geblieben ist.“

Der Grund dafür ist allzu klar. Erol ist ein besessener Crate-Digger, in der realen wie der virtuellen Welt. Tausende von Stunden verbringt er auf der Suche nach verschütteten Diamanten. Sein Musik-Wissen ist enzyklopädisch. Der neue „Bugged In“-Mix sollte dieses Mal eine ähnliche Wirkung haben. Dementsprechend viel Zeit verbrachte er mit der Suche nach den richtigen Songs: „Durch das Internet hat heute jeder Zugang zu den gleichen Tracks. Es gibt aber noch hundert Mal mehr Musik, die noch nicht in digitaler Form verfügbar ist“, erklärt er. „Herausstechen kann man nur mit Stücken, die die Leute vergessen haben. Die musst du dann zu etwas versammeln, das als Ganzes funktioniert. “

Zweifellos ist das Erol hier gelungen. Die „Bugged In“-CD ist eine Offenbarung. Sie beginnt mit „Don´t you know“ von der Jan Hammer Group. Ja: Der Jan Hammer, der das unvergessliche Miami Vice-Theme komponierte: „Die meisten kennen ihn von dort. In den späten 70er Jahren galt er aber als einer der besten elektronischen Musiker der Welt“, sagt Erol. „„Don´t you know“ ist ein wunderschönes Stück Musik, und meilenweit entfernt von dem, was die Leute von Hammer erwarten.“

Dann folgt „Leipzig“ von Matthew Herbert, das er als „eine elektronische Version von „A Horse With No Name“ von America beschreibt: „Die Reise führt aber in einen Nachtclub und nicht in die Wüste.“ Die wohl überraschendste Nummer ist „Major Tom (Coming Home)“ von The Space Lady, eine elektronische Coverversion von Peter Schillings 1983er Hit von einem Straßenmusiker aus Los Angeles, das Erol als Kassette aufgestöbert hat. Das zum Thema Jagd nach Obskurem.

Als Ganzes betrachtet, zeigen diese beiden CDs, was gerade in Erols Kopf stattfindet: „Es ist eine spannende Zeit.“, sagt er.

„Es fühlt sich an wie im Jahr 2000, kurz bevor Electroclash explodierte. Aber nicht die Musik als solche, sondern die Art und Weise, wie all diese verschiedenen Richtungen zusammen kommen.“ Das ist ein interessanter Gedanke. Als Taste Maker ist Erol in einer einzigartigen Position, um solche Vorhersagen zu treffen. So oder so ist „Bugged Out“ ein berauschendes Dokument: Club-Musik, die nicht drängender und unwiderstehlicher sein könnte. „Bugged In“ zelebriert After-Hour-Sounds, die nicht traumartiger klingen könnten. Keiner spielt eben so wie Erol Alkan.

CD1: Bugged Out

1. Smith n Hack / To Our Disco Friends
2. Ron Hardy / Sensation (Obi Blanch edit)
3. In Flagranti / Gridlock
4. Seaside Houz Boyz / From A Man’s Journal
5. Umba / Concussion
6. Jimmy Edgar / This One’s For The Children
7. Model 500 / No UFO’s (D-Mix)
8. Unovidual & Tara Cross / Comme Je Suis (Based in the Sling & Samo mix)
9. Agoria feat. Carl Craig & La Scalars / Speechless (Gesaffelstein Remix)
10. T.S.O.S. / Over And Over
11. Scuba / Never
12. Secondo / Discombabulate
13. Amin Peck / Girls On Me
14. N.Y. House’n Authority / Ravenswood House
15. Jared Wilson / Let Your Body Make Your Body
16. Factory Floor / Two Different Ways
17. Children Of The Night / It’s A Trip (Mike Hitman Wilson’s Mix)
18. Gingy & Bordello / Body Acid (KiNK’s on Acid Remix)
19. Spandex / The Bull (Erol Alkan Rework)
20. Kölsch / Opa
21. Connan Mockasin / Forever Dolphin Love (Erol Alkan Rework Version 2)

CD2: Bugged In

1. Jan Hammer Group / Don’t You Know
2. Matthew Herbert / Leipzig
3. Bibio / All The Flowers
4. Michael Head / Queen Matilda
5. Adjagas / Mun Ja Mun (Instrumental)
6. Gorky’s Zygotic Mynci / Miss Trudy
7. Mickey Moonlight / We’ll Meet Again (Bugged In Mix)
8. The Make Up / I Am Pentagon
9. Dibidim / Badminton Bay
10. The Space Lady / Major Tom (Coming Home)
11. Jai Paul / Jasmine [Demo]
12. Margot / Voci Giaga
13. Chromatics / A Matter Of Time
14. Space Dimension Controller / The Love Quadrant
15. Robert Wyatt / At Last I Am Free
16. Walls / Gaberdine (Nathan Fake Ambient Version)
17. Buffalo Springfield / Expecting To Fly
18. Plush / Soaring and Boring

www.erolalkan.co.uk