IGORRR – Spirituality And Distortion

Wenn man nach musikalischen Freigeistern sucht, dürfte Gautier Serre, der Mastermind hinter IGORR, wohl ganz oben auf der aktuellen Fahndungsliste stehen. Bereits mit dem 2017er Album Savage Sinusoid sprengte der Franzose alle Genregrenzen. Das aktuelle Werk Spirituality And Distortion setzt diesen Weg konsequent fort und begibt sich noch weiter hinein in unbekannte Klangwelten.

IGORRR – Spirituality And Distortion

Diese zu beschreiben fällt auch dem scharfsinnigsten Rezensenten nicht gerade leicht. Eine stringente Darstellung des Dargebotenen entzieht sich ähnlich wie die Deutung eines David Lynch Filmes. Wenn heftiger Metal auf barocke Klassik trifft und Ethno-Sounds auf elektronische Beats, dann ist dies zumeist erst der Anfang von einem stilistischen Inferno, das sich erstaunlicherweise zu einem stimmigen Ganzen formt. Blastbeats und Operngesang schließen sich hier genauso wenig aus wie das markerschütternde Organ von Cannibal Corpse Frontmann George „Corpsegrinder“ Fisher und Lo-Fi 8-Bit Gezirpe.

Als Hörer kommt man kaum hinterher, ob der Fülle, die hier geboten wird. Und hier und da scheint sich Gautier Serre auch mal einen augenzwinkernden Spass zu erlauben, etwa wenn er mit „Musette Maximum“ mit seinen entfesselten Akkordeon-Passagen eine waschechte Weird Al Yankovic Hommage auf Speed präsentiert. Geschaffen um als Einheit rezipiert zu werden, machen die einzelnen Teile und Versatzstücke auch nur so einen Sinn. Spirituality And Distortion ist randvoll mit Stimmungen und Erfahrungen, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Immer kurz vor der Gefahr des Überlaufens, steckt in diesem Werk doch soviel Oberflächenspannung, dass der Pegel stets auf hohem Niveau gehalten wird.

Der musikalische Ausnahmezustand hat einen Namen: IGORRR!

IGORRR – Spirituality And Distortion (Metal Blade)

(Jens)