ANATHEMA – Distant Satellites

„Distant Satellite“, das neue Werk von Anathema, markiert ein Jubiläum. Es ist das zehnte Studioalbum der Briten, die nächstes Jahr direkt weiterfeiern können, jährt sich hier doch auch schon zum 25. Mal das Datum ihrer Bandgründung.

ANATHEMA - Distant Satellites
ANATHEMA – Distant Satellites

Wer hätte damals auch nur ahnen können, wo sie heute künstlerisch stehen. Ihr Schaffen war von steter Veränderung und Weiterentwicklung geprägt. Von brachialen Metal-Klängen bis hin zum filigranen Prog, führte sie ihr Weg, der durchaus auch mal steinig war. Nur eines kann man ihnen sicherlich attestieren, sie sind sich und ihrer Vorstellung von Musik immer treu geblieben. Und so zog sich trotz allem Wechsel doch immer ein unsichtbarer roter Faden durch ihre Musik, der Anathema bis heute einzigartig und unverwechselbar macht.

Seit sie seit einiger Zeit ihre musikalische Heimat bei Kscope, dem Label des modernen Prog-Rock Masterminds Steven Wilson gefunden haben, scheinen sie wie selten zuvor ihren Stil verstetigt zu haben. So knüpft „Distant Satellites“ zunächst nahtlos an den 2012er Albumvorgänger „Weather Systems“ an, um im weiteren Verlauf doch mit einigen Innovationen aufzuwarten.

Prägend sind sicherlich die drei Stücke „The Lost Song Part 1-3“, die eine kuriose Vorgeschichte besitzen. So schrieb Daniel Cavanagh 2008/2009 ein viel versprechendes Riff, das unglücklicherweise aber später von seinem Computer gelöscht wurde. „The Lost Song Part 1-3“ sind die Früchte der Versuche, dieses verloren gegangene Stück Musik zu rekonstruieren. Laut Daniel ist ihm dies zwar nicht gelungen, wenn ein Scheitern allerdings derart hochklassige (neue) Stücke hervorbringt, können wir Hörer uns nur freuen!

Um einen ganz besonderen Track muss es sich handeln, wenn man ihn schlicht „Anathema“ nennt. Diesen kann man dann wohl auch ohne Übertreibung als neue Bandhymne bezeichnen. Wie auch die anderen Nummern lebt sie von einem dramatischen Aufbau, der in einem fulminanten Gitarren-Solo mündet und der einem glorreich vor Augen führt, welch Ausnahmeband Anathema sind, die einem einen Gänsehautmoment nach dem nächsten beschert.

Danach wird „Distant Satellites“ ein wenig experimenteller. So finden immer mehr elektronische Spielereien ihren Platz. Trip-Hop-Beats finden Einzug in das Klangspektrum und ein Stück wie der Titeltrack „Distant Satellites“ klingt fast schon ein wenig nach Radiohead.

Doch dies Alles fügt sich passend in den Anathema-Klangkosmos und ergibt letztlich ein stimmiges Ganzes. Vincent Cavanagh hat sich zu einem herausragenden Sänger entwickelt, der natürlich wieder stimmliche Unterstützung von der ebenso wundervollen Lee Douglas bekommt.

„Distant Satellites“ ist ein weiteres Meisterwerk in der langen Reihe hochkarätiger Veröffentlichungen Anathemas und beweist, dass die Band auch nach fast 25 Jahren immer noch in der Lage ist, hoch emotionale, mitreißende Musik zu kreieren, die ohne Umwege direkt ins Herz der begeisterten Fans geht.

ANATHEMA – Distant Satellites (Kscope / Edel)