Hilmar Klute "Die schweigsamen Affen der Dinge"

Hilmar Klute „Die schweigsamen Affen der Dinge“

Selten ist sich die Literaturkritik derart einig über die Fähigkeiten eines Schriftstellers. »Hilmar Klute hat eine unglaublich feine Sprachkraft«, attestierte das Literarische Quartett seinem Debütroman Was dann nachher so schön fliegt. Die FAS sprach von einem Buch mit »Einzelepisoden wie kleine Lebensromane«, in dem »jedes Einzelbild in seiner exquisiten Schönheit wie zum Rahmen gemacht ist.« Klutes Roman Oberkampf stand dem in nichts nach. »Eine unglaubliche Wortgewalt«, fand der SRF 1 Literaturclub als eine von vielen begeisterten Pressestimmen.

Nun freuen wir uns über den am 10. März erscheinenden neuen Roman des Streiflicht-Autors, Die schweigsamen Affen der Dinge. Eine Vater-Sohn-Erzählung, die alles beinhaltet, was die Vorgänger schon so lesenswert und berührend gemacht hat. Und dies mit existenziellen Lebensfragen und Kernthemen gegenwärtig virulenter Debatten verbindet, etwa Klassismus und gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten durch Bildung. Als geistige Leitfigur spielt außerdem Oskar Loerke eine nicht unwesentliche Rolle. Wir erinnern uns an die Proteste um die Auflösung seines Berliner Ehrengrabes im vergangenen Jahr.

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Wieder steht ein Schöngeist im Zentrum der Geschichte, Henning. Er hat sich seine Lebensträume erarbeitet und ist anerkannt in den Kreisen der Boheme und Gebildeten Berlins. Es ist die Gegenwelt zur Heimat, dem Ruhrgebiet, das er mit Bildungsferne und proletarischem Gleichmut verbindet. Doch die Nachricht vom Tod seines Vaters führt ihn zurück in diese Welt, die Klute schon eindrucksvoll in Was dann nachher so schön fliegt über den Zivildienstleistenden Volker beschrieben hat. Hennings Rückkehr nach Recklinghausen – Klute stammt aus dem angrenzenden Bochum – führt zu traurig-schönen Geschehnissen, darunter eine gemeinsame Reise nach Korsika mit dem besten Jugendfreund seines Vaters. Und zu überraschenden Einsichten über sich selbst. Und so ist Die schweigsamen Affen der Dinge neben seiner thematischen Vielfalt und sprachlichen Brillanz auch eine unwahrscheinliche Liebeserklärung an das Ruhrgebiet.

Hilmar Klute "Die schweigsamen Affen der Dinge"
Hilmar Klute „Die schweigsamen Affen der Dinge“

Über Klassenschranken, den Aufstieg durch Bildung, das Ruhrgebiet und die rettende Kraft des Lesens – Der neue Roman von Hilmar Klute Henning hat es geschafft. Im grauen Ruhrgebiet der 70er Jahre aufgewachsen, hat er das Arbeitermilieu seiner Familie hinter sich gelassen, das Gymnasium geschafft, studiert (Literatur), ist nach Berlin gezogen und hat sich als Kulturjournalist, der aus abgelegenen Themen erstaunliche Funken schlägt, einen Namen gemacht.

Er lebt in den Kreisen der Boheme und der Gebildeten, er ist mit der pragmatischen Annette liiert, die erfolgreich Firmen coacht, er führt Freundschaften wie mit Ulrich, einem für seine mit Verve vorgetragenen schlechten Restauranttipps berüchtigten, in Kunstdingen aber hochversierten Privatgelehrten und Sonderling. Dennoch bleibt Hennings Herkunft ein Makel, den es zu überdecken gilt und aus dem sich ein andauerndes Schamgefühl speist.

Als sein Vater Walter infolge einer Krebserkrankung stirbt, ist Henning selbst verblüfft, wie wenig Trauer er spürt. Das Verhältnis war stets distanziert, der eigene Vater für ihn kein Vorbild, ja fast ein Fremder: kleingeistig, stumpf und ohne jegliche Ambitionen, die einengenden Grenzen aufzubrechen. Auf der Beerdigung in Recklinghausen sieht Henning Walters besten Freund Jochen wieder.

Dieser überrascht ihn mit Erzählungen von der ersten weiten Reise der beiden: als Neunzehnjährige mit der Vespa durch Korsika, immer in Anzug und Krawatte. Walter schien damals ein anderer Mensch gewesen zu sein: lebenshungrig, voller Pläne und Träume, auf der Jagd nach Abenteuern und dem Fremden.

Statt einen schleppend vorangehenden Aufsatz über den Dichter Oskar Loerke zu Ende zu schreiben, beschließt Henning, die Reise nach Korsika mit Jochen zu wiederholen. Bald muss er feststellen, dass seine Vorstellung vom anspruchslosen, stumpfen Vater nicht ganz der Wahrheit entspricht. Und damit auch von der Welt seiner Herkunft, der er immer nur entkommen wollte und nach der er nie Heimweh verspürt hatte, bis zum Tod des Vaters.

»Hilmar Klute verbindet eine graue Heimat mit der schönen Welt da draußen. Vom Pott in die Poesie. Und du nimmst deine Herkunft überall mit hin, ob du willst oder nicht«, schreibt Frank
Goosen über Die schweigsamen Affen der Dinge.

HILMAR KLUTE ©Jan_Konitzk
HILMAR KLUTE ©Jan_Konitzk

Einmal mehr mit feiner Sprachkraft und voller poetischer Betrachtungen erzählt Hilmar Klute von einem Schöngeist und dessen Erfahrung, dass sich der eigene Schatten doch nicht abschütteln lässt.

Sich diesem mit dem Tod seines Vaters stellen zu müssen bedeutet für Henning, erneut in die Welt einzutauchen, aus der er entflohen war. Die bei genauer Betrachtung aber doch mehr zu bieten hat als Klassenschranken, Fußball und proletarischen Gleichmut. Eine, die vielleicht doch viel mehr die eigene ist als angenommen; mit einer nicht zu bestreitenden, ureigenen Schönheit.

Hilmar Klute
Die schweigsamen Affen der Dinge
Roman
Verlag Galiani Berlin
288 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
22,- € (D) / 22,70 € (A)
978-3-86971-247-5

Das Hörbuch, gelesen von Frank Goosen, erscheint bei tacheles!/roofmusic

Hilmar Klute, 1967 in Bochum geboren, leitet das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung.

2015 erschien bei Galiani seine »ebenso kluge wie gründliche und liebevolle« (FAZ) Ringelnatz Biografie „War einmal ein Bumerang„. Sein literarischer Debütroman „Was dann nachher so schön fliegt
folgte 2018, wurde von der Presse bejubelt und stand auf der Shortlist mehrerer Literaturpreise.

2020 folgte der ebenfalls hochgelobte Roman „Oberkampf„.

Lesungen

10.3.22 Berlin Buchhändlerkeller / Premiere
17.3.22 Leipzig Buchmesse / Blaues Sofa
18.3.22 Leipzig Moritzbastei
24.3.22 Essen LitRuhr / mit Frank Goosen

weitere Termine in Planung

Pressestimmen

»Hilmar Klute hat eine unglaublich feine Sprachkraft.«
ZDF Das literarische Quartett über Was dann nachher so schön fliegt

»Eine unglaubliche Wortgewalt.«
SRF 1 Literaturclub über Oberkampf

»Ein Roman, der das Leben selbst feiert und erzählt. Jede Einzelepisode  erscheint für sich genommen wie ein kleiner Lebensroman und jedes  Einzelbild in seiner exquisiten Schönheit wie zum Rahmen gemacht.«
FAS über Was dann nachher so schön fliegt