Vom Indie-Pop zum Doom Metal. Sänger/Gitarrist Stuart McLamb und Schlagzeuger Thomas Simpson von The Love Language widmen sich mit ihrer neuen Band Soon und dem Debütwerk „Vol. 1“ nun brachialeren musikalischen Gefilden.

Zusammen mit Bassist Rob Walsh (Bitter Resolve) und Gitarrist Mark Connor (Grohg) lassen sie fette Riffs und satte Rhythmen sprechen, die ihre Wurzeln klar im Doom haben. Soon spendieren ihrem Sound allerdings noch eingängige Melodien und eine psychedelische Atmosphäre, was das Ganze durchaus speziell macht.

Die doomigen Klangwände umwabert stets ein Nebel aus Kraut- und Spacerock, der die Wirkung der acht Stücke in eine trippig-hypnotische Richtung lenkt. Das stampfende „Gold Soul“ gewinnt durch karge Streichermelodien deutlich an Intensität, gleichwohl wie die tieftraurige Drone-Ballade „Mauveine“, die sich gänzlich in einem akustischen Gewand präsentiert.

Ein Song wie das mit großer Geste und Melodik interpretierte „Glass Hours“ entwickelt dagegen fast schon einen gewissen Pop-Appeal, der sich aber bestens mit der ebenfalls vorhandenen Heavyness ergänzt

Somit ist der Erstling von Soon ein durchweg spannendes Album geworden, das vielfältig in seiner Stilistik, nicht nur Doomer vollends überzeugen dürfte.

SOON – Vol. 1 (Temple Of Torturous / M-System)

Die Kanadier The Dirty Nil veröffentlichen mit „Higher Power“ ihr Debütalbum. Und dies immerhin ganze vier Jahre nach ihrer ersten Single…!

Gut Ding will also Weile haben bei dem Trio aus Ontario. Man könnte es aber auch „learning by doing“ nennen, mussten die ehemaligen Classic Rock- und Metal-Kids nach eigenem Bekunden feststellen, dass einem die Skills an den Instrumenten nicht einfach so zufliegen, sondern man viel Geduld und Disziplin dafür aufbringen muss. Da dies aber nur bedingt bei den Jungs vorhanden war, nahmen sie von spielerischen Höchstleistungen abstand, und widmeten sich eher einer lärmigen und ungezwungenen Spielart des Rock’n’Rolls.

Das Ergebnis sind nun elf Nummern, die den Titel „Higher Power“ durchaus verdient haben. The Dirty Nil spielen eine ganz eigene Mischung aus Hard-, College- und Punkrock, die als gemeinsamen Nenner eine energiegeladene Ungezwungenheit hat. Wie Weezer auf Speed klingt das Ganze, wobei Titel wie „Wrestle Yü To Hüsker Dü“ ebenfalls erkennen lassen, was die Drei wohl im Plattenregal stehen haben.

Mit „Higher Power“ fahren The Dirty Nil ihr ganz eigenes Ding, was dem Rezensenten die Kategorisierung schwierig, dem Hörer aber die Mucke umso spannender macht.

THE DIRTY NIL – Higher Power (Dine Alone / Caroline)

Mit ihrer Debüt-EP „Armageddon Rock“ geben die Schweden Highrider ein erstes und zugleich äußerst vielversprechendes Lebenszeichen von sich, welches zudem keinen passenderen Titel verdient hätte.

Das Ungewöhnliche am Sound des in Göteborg beheimateten Vierers ist die Kombination von crustigem Metal’n’Roll mit einer amtlichen Schweineorgel im 70er Hardrock-Stil.

Die Akteure bringen hörbar ihre Hardcore/Punk-Wurzeln mit ein (…Bassmann Andreas hat bereits mit Fredag den 13:e gewütet…), wenn sie vier kernige Nummern vom Stapel lassen, die allesamt ein dystopisches Szenario der nuklearen Auslöschung zeichnen.

Wie eine garstige Version der frühen Turbonegro, die mit dem Hardrock von Deep Purple oder Rainbow vermählt wurde, kommt das Material auf „Armageddon Rock“ daher, für das dann auch gleich schon mal der richtige Genrename gefunden wäre.

Die Orgel passt sich überraschend gut in das rüde und raue Gesamtbild ein und verleiht dem Ganzen einen echten musikalischen Mehrwert.

So gibt es hier von Highrider knappe 21 Minuten astreinen „Armageddon Rock“ geboten, der absolut Lust auf einen hoffentlich folgenden Longplayer macht!

HIGHRIDER – Armageddon Rock (The Sign / Cargo)

Die A-cappella-Truppe Van Canto bringt mit „Voices Of Fire“ ein Metal-Musical heraus, dessen Fantasystory gänzlich mit Hilfe der eigenen Stimmbänder erzählt und ersungen wird.

Bereits seit 9 Jahren erzeugt die Combo gängigen Metal-Sound mit ihren Stimmen. Gitarren- und Basslinien werden gesungen, während das Schlagzeug als einzig „echtes“ Instrument übrig geblieben ist.

Nun haben sie zusammen mit Autor Christoph Hardebusch (u.a. „Die Trolle“) ein Fantasy-Epos erschaffen, das crossmedial unters Volk gebracht wird. So erscheinen neben dem Album „Voices Of Fire“ auch ein Roman und ein Hörbuch.

Inhaltlich geht es um rivalisierende Königreiche, Schlachten, Drachen, Feuer und Barden. Die Mucke ist dementsprechend powermetallisch und erinnert an Hammerfall und Rhapsody. Für Spoken-Word-Parts konnte der bekannte Mime John Rhys-Davis gewonnen werden, den man als „Gimli“ aus den „Herr der Ringe“-Filmen kennen dürfte.
Kein Zufall also, dass darüber hinaus mit den Metro Voices aus London auch noch jener Chor mit an Bord ist, der ebenfalls schon in Peter Jacksons Mammutwerken zu hören war.

„Voices Of Fire“ ist Fantasy-Metal-Bombast, der in dieser Hinsicht natürlich kein Trademark – Kritiker dürften es Klischee nennen – auslässt. Für jemand, dessen Hunger nach plakativen Fantasy-Epen bereits nach dem ersten Teil der „Herr der Ringe“ Streifen gedeckt war, ist vorliegendes Werk natürlich ganz schwer zu bewerten…!

VAN CANTO – Voices Of Fire (earMusic/Edel)